Für einen Sieg reicht es noch

MEINE SICHT über den Zustand der SPD in Brandenburg

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Selbst auf dem Parteitag, bei dem die brandenburgische SPD immerhin auch ihr Wahlprogramm beschließt, wirkt die Debatte seltsam inhaltsleer. Es wird wenig offen diskutiert und die 71 Kandidaten für die Landtagswahl werden bezeichnenderweise in einem Heft vorgestellt, das von der Aufmachung her an ein Malheft für Kitakinder erinnert. Da können sie ihren Beziehungsstatus zum Beispiel mit »Es ist kompliziert« angeben - keiner tut das. Auch das lustige Filmchen, in dem ausgewählte Bewerber den Parteitagsdelegierten vorgestellt werden, beantwortet keine einzige drängende Frage. Es verrät dafür, was der schlimmste Satz ist, den die Eltern einer Kandidatin gesagt haben. Es war: »Das ist der falsche Mann.«

Sind es einfach die falschen Leute, die über den Wahlkampf der SPD bestimmen? Aber nein! Mit Inhalten hat die SPD auch in der Vergangenheit die Wahlen in Brandenburg nicht gewonnen - stattdessen mit den Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, Matthias Platzeck und Dietmar Woidke, die als Typ bei der Bevölkerung gut angekommen sind.

Woidke kann Menschen wunderbar für sich einnehmen, wenn er sich bei Volksfesten mit einem frisch gezapften Bier zu ihnen gesellt. Ihm ist durchaus zuzutrauen, dass er die Wahl am 1. September doch noch mit sechs Prozent Vorsprung vor der CDU deutlich gewinnt und Ministerpräsident bleibt.

Doch wer kommt nach ihm? Das Problem von erfolgreichen politischen Übervätern wie Manfred Stolpe und Matthias Platzeck besteht darin, dass in ihrem Schatten wenig nachwächst. Das zeigt sich jetzt. Wären einem für Platzeck früher noch mehrere mögliche Nachfolger eingefallen, so steht die SPD mit Woidke nun alleine da. Die vergleichsweise mäßigen 82,5 Prozent, mit denen der Ministerpräsident am Wochenende zum Spitzenkandidaten gekürt wurde, sind ein Indiz für eine gewisse Unzufriedenheit mit ihm. Doch ohne ihn wäre die SPD aufgeschmissen.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.