Weltordnung am seidenen Faden

Alexander Isele sieht keine EU-Strategie gegen China

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

40 Staats- und Regierungschefs, über 60 Abgesandte von weiteren Staaten: Die zweite Neue-Seidenstraßenkonferenz in Peking an diesem Freitag und Samstag zeugt von der wirtschaftspolitischen Verschiebung, die seit dem Aufstieg der Volksrepublik die Welt verblüfft. Die damit einhergehenden machpolitischen Konsequenzen werden anhand der Konferenzen und Foren deutlich, die in den vergangenen zwei Monaten stattfanden: Die Teilnahmeerklärung Italiens an der Neuen Seidenstraße, der 16+1-Gipfel Chinas mit osteuropäischen Staaten, dem Internationalen Arktik Forum mit dem Anschub der Polaren Seidenstraße durch Moskau und Peking sowie dem zweiten Arabischen Forum für Reform und Entwicklung. Dessen Motto: »Baut die Seidenstraße, teilt Entwicklung und Wohlstand«.

War der Westen anfangs ratlos, wie mit dem Aufstieg Chinas umzugehen ist, scheint nun eine Sprache gefunden worden zu sein: Als Schuldenfalle für Partnerländer, Investitionen ohne Umweltstandards oder Einbahnstraßen-Politik wird die Neue Seidenstraßeninitiative kritisiert.

Das Problem daran ist: Würde es der EU und den USA nicht selbst um den eigenen Vorteil und den der hiesigen Unternehmen gehen, dann hätten die Staaten in Afrika, Asien und auch in Europa, die nun angeblich in die Fänge Chinas geraten, gar keinen Grund, sich auf dessen Bedingungen einzulassen.

Bei aller berechtigter Kritik an der Neuen Seidenstraße zeigt sie auch, dass der EU mit der von Deutschland durchgesetzten Austeritätspolitik eine zukunftsweisende Wirtschafts- und Industriepolitik fehlt, die eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem globalen Süden ermöglicht.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -