Osthoffnung

Personalie

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Alles begann mit einem Interview. 1998 war Klaus Kinkel ins brandenburgische Fürstenwalde gekommen, um für seine FDP Wahlkampf zu machen. Der Außenminister gewährte der Schülerzeitung des katholischen Bernhardinums ein Gespräch. Die damals 17-jährige Linda Teuteberg ergriff die Chance, befragte den Politiker und war hellauf begeistert. Noch im gleichen Jahr trat sie bei den Jungen Liberalen ein und startete ihre Politikkarriere. Nach dem Willen von Parteichef Christian Lindner soll die Juristin nun auf dem Parteitag Ende der Woche zur neuen Generalsekretärin gewählt werden. Amtsinhaberin Nicola Beer wechselt in die Europapolitik.

Die Entscheidung für Teuteberg dürfte auch mit den drei Landtagswahlen zusammenhängen, die dieses Jahr im Osten stattfinden. Dort sieht es für die FDP nicht gerade berauschend aus. Fraglich ist indes, ob Teuteberg, die einst im Brandenburger Landtag saß, dabei helfen kann, dies zu ändern. Sie meint, dass sich eine »DDR-Versorgungsmentalität konserviert« habe. Menschen erwarteten »vom Staat die Regelung aller Lebensverhältnisse« und reagierten »mit zorniger Verbitterung, wird dieser Anspruch nicht erfüllt«. Sprüche wie dieser dürften bei betuchten FDP-Kollegen aus dem Westen besser ankommen als bei vielen Ostdeutschen, die mit kleinen Einkommen zurechtkommen müssen.

Das Thema DDR lässt Teuteberg bis heute nicht los. Kürzlich warf sie der Bundesregierung vor, zu wenig für die »Aufarbeitung der Geschichte« zu tun. »Dabei ist es gerade heute wichtig, daran zu erinnern, wie das Leben hinter Mauern, in Unfreiheit und Unterdrückung ausgesehen hat«, sagte Teuteberg der »Welt«. Ganz andere Töne schlägt sie an, wenn es um Geflüchtete geht, denen die Abschiebung aus Deutschland droht. Für diese Menschen fordert Teuteberg mehr Abschiebehaftplätze. Im Universum der FDP soll die Freiheit eben nur für Privilegierte und Vermögende gelten. Alle anderen haben Pech gehabt. Dieser Maxime wird die Brandenburgerin auch folgen, wenn sie bald als Generalsekretärin für ihre gesamte Partei sprechen darf.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -