Der Krieg - ein großer Gleichmacher?

Walter Scheidel hat eine zornige politische Streitschrift verfasst

Der deutsche Titel des Buches »Nach dem Kriege sind alle gleich«, verfasst vom österreichischen, in Stanford, Kalifornien lehrenden Althistoriker Walter Scheidel, ist sicherlich eine gewollte Provokation. Wer, wie der Rezensent (Jahrgang 1941), in einem zertrümmerten Deutschland aufwuchs und die Jahre des Darbens nach dem Zweiten Weltkrieg am eigenen Leibe erfuhr, muss es so empfinden.

Die ausgebombte und die vom häuslichen Verlust verschont gebliebene Familie, der Vater gefallen oder glücklich zurückgekehrt, der Bauer, den seine Wirtschaft nährt, und der von Hungersnot geplagte Städter, der Vertriebene und der seiner Heimat nicht verlustig gegangene Mensch, die Trümmerfrau in Dresden oder der in Wiesbaden wieder zu Amt und Würden gelangte Nazirichter - wo gab es da Gleichheit? Es gab sie auch nicht zwischen Westdeutschland, das vom Marshallplan profitierte, und Ostdeutschland, der »Zone«, wo die Menschen allein mit den materiellen Kri...


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