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Zum Abschuss freigegeben

Anders als in den Vorjahren wurde die Istanbuler Frauendemo am 8. März von der Polizei aufgelöst. Das ist mehr als die alltägliche Repression, meint İnci Arslan

  • İnci Arslan
  • Lesedauer: 1 Min.

Schon seit Jahren demonstrieren am Abend des 8. März in der Türkei Frauen für ihre Rechte und gegen Gewalt. Trotz allen Drucks auf die emanzipatorischen Kräfte in dem Land ist die türkische und kurdische feministische Bewegung stark und kraftvoll. Dieses Jahr nun wurde die traditionell größte Demonstration auf der Istanbuler Istiklal Caddesi, anders als in den Vorjahren, von der Polizei angegriffen und brutal auseinandergetrieben.

Das ist mehr als eine weitere Repressionsmaßnahme in einem Land, in dem täglich Oppositionelle verhaftet und Demonstrationen angegriffen werden: Es ist ein Zeichen dafür, dass sich die Regierung nun eine der letzten Hochburgen des Widerstandes vorknöpft. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan höchstpersönlich am Sonntag nachtrat und öffentlich behauptete, die demonstrierenden Frauen hätten gepfiffen und sich »respektlos« verhalten, als der Muezzin während des Protestes am Freitagabend zum Gebet rief. AKP-nahe Medien griffen dies auf, nur wenige Stunden später zog ein islamistischer Mob durch den Stadtteil, in dem die Frauendemonstration stattgefunden hatte. Aufgehalten wurde er zwar nach einiger Zeit von der Polizei, aber dies könnte sich dennoch als Menetekel erweisen: Erdoğan hat die Frauen zum Abschuss freigegeben.

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