Silberner Startschuss

Die deutschen Biathleten müssen zum WM-Auftakt im Mixed nur Norwegen ziehen lassen

Zum Saisonhöhepunkt topfit zu sein, ist in vielen Sportarten oft ein Problem für deutsche Athleten. Man denke nur an die Schwimmer, die regelmäßig bei Olympia ihre Ziele verpassen. Deutschlands Biathleten scheint das aber selten Schwierigkeiten zu machen. Zum Auftakt der Welttitelkämpfe von Östersund gewannen sie in der Mixed-Staffel knapp hinter den Favoriten aus Norwegen gleich mal Silber.

Wie in Hochfilzen 2017, als Deutschland gewonnen hatte, brachte Vanessa Hinz die deutsche Staffel ins Rennen. Vor zwei Jahren war sie noch die schnellste aller Startläuferinnen, diesmal wechselte sie auf Rang sechs eine halbe Minute hinter der Italienerin Lisa Vittozzi. »Es war sehr zäh auf der Strecke, aber das war für alle gleich«, suchte die 26-Jährige keine Entschuldigung für die etwas schwächere Laufleistung an diesem Donnerstagnachmittag.

Eigentlich hätte danach Laura Dahlmeier laufen sollen, doch erneut machte der Doppelolympiasiegerin eine Erkältung einen Strich durch die Medaillenrechnung. »Ich bin einfach nicht so belastungsverträglich wie sonst und damit anfälliger für Infekte«, sagte Dahlmeier, die in diesem Winter nicht alle Rennen bestritten hatte und nicht mal zum Heimweltcup nach Oberhof gereist war. Auch in der direkten WM-Vorbereitung habe sie »ein, zwei Tage länger regenerieren« müssen. »Ich muss einfach die Pausen annehmen, die mir mein Körper vorgibt«, sagte Dahlmeier.

Bei ständigem Schneefall und dementsprechend tiefem Geläuf arbeitete sich dann Ersatzläuferin Denise Herrmann schnell nach vorn und übernahm gegen starke Kontrahentinnen die Führung. »Ich hatte Bombenski unter den Füßen. Das macht es auf so stumpfem Schnee etwas einfacher«, so Herrmann. »Ich war natürlich froh, dass ich laufen durfte, auch wenn es schade für Laura war.«

Arnd Peiffer tat danach sein Bestes, um Saisondominator Johannes Thingnes Bö in Schach zu halten. Der Sprintolympiasieger verlor lediglich 15 Sekunden auf den Norweger. Gleichzeitig hatte er den Rest des Feldes abgehängt, so dass eine Medaille schon beim letzten Wechsel auf Benedikt Doll sicher war. »Es gibt dankbarere Aufgaben als gegen Johannes anzutreten. Ich wäre gern mit ihm mitgelaufen, aber dann hätte mein Schießen nicht funktioniert«, gab Peiffer Einblicke in seine Taktik.

Doll hatte danach alles auf eine Karte gesetzt und war zum letzten Schießen wieder an Norwegen herangelaufen, schoss dann aber zweimal daneben. »Ich hatte auf der Runde davor viel investiert. Als dann schon der erste Schuss daneben ging, habe ich den Rhythmus verloren«, so Doll nach dem Rennen. Die 18 Sekunden Rückstand auf Vetle Sjastad Christiansen waren am Ende zu viel, um den Titel zu verteidigen. »Er war heute einfach der bessere Schütze«, lobte Doll den Gegner.

»Wir haben drei Weltcupsiegerinnen im Team, bei den Männern waren in diesem Jahr auch schon vier auf dem Podium. An einem guten Tag gehören wir zu den Medaillenkandidaten«, hatte der beim Deutschen Skiverband (DSV) für Biathlon zuständige Sportliche Leiter Björn Weisheit vor dem Rennen gesagt. »Wir wollen diese WM aber nicht an der von Hochfilzen messen - wir wissen alle, dass die Erfolge von damals außergewöhnlich waren.« Dort hatten die deutschen Athleten insgesamt acht Medaillen eingesammelt, davon sieben goldene.

Laura Dahlmeier war 2017 zum Star aufgestiegen. Ihr Einsatz im Sprint an diesem Freitag wäre für den DSV sicher eine Erleichterung, denn auch ihre wenigen Weltcupeinsätze hatten gezeigt, dass Dahlmeier immer Medaillenkandidatin ist. »Man hat gesehen, dass ich um den Sieg mitkämpfen kann. Das wird kein Selbstläufer, sondern eine verdammt schwierige Aufgabe. Aber klar: Mein Ziel ist es, dass ich wieder ganz vorne mit ankomme«, sagte Dahlmeier. Wenn es doch nicht reicht, hat der DSV mit Denise Herrmann mittlerweile aber eine ebenso schnelle Alternative gefunden.

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