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Stümperhafte Vorbereitung
Alexander Isele über das Scheitern des Gipfels in Hanoi
Eigentlich werden auf Gipfeltreffen, bei denen wichtige Entscheidungen getroffen werden, keine oder nur noch letzte Details verhandelt. Der Gipfel in Hanoi scheiterte daran, dass die entscheidenden Punkte im Vorfeld nicht geklärt wurden. Der selbst ernannte beste Dealmaker aller Zeiten, US-Präsident Trump, hat wohl darauf gesetzt, dass er mit seinem Charme und Verhandlungsgeschick Kim Jong Un zu Zugeständnissen bewegen könnte, ohne sich selbst allzu groß bewegen zu müssen. Dass mit Außenminister Mike Pompeo ein erklärter Gegner von Kompromissen mit Nordkorea dabei war, schränkte Trumps Handlungsspielraum ein. Pompeo hatte im Vorfeld des Gipfels den Präsidenten öffentlich zurechtgewiesen, als dieser erklärte, auch mit weniger als der vollständigen Denuklearisierung Pjöngjangs zufrieden zu sein.
Alles andere als eine vollständige Kapitulation Kims hätte Trump in den USA weder den Demokraten noch den Falken in der eigenen Partei vermitteln können. Zu Hause steht der Präsident nicht erst seit den Aussagen seines ehemaligen Anwalts Michael Cohen unter Druck. Mit dem außenpolitischen Erfolg wollte sich Trump eigentlich aus der Defensive befreien. Doch die anarchische (oder planlose) Verhandlungstaktik, mit der Trump gerne prahlt und mit der er Verhandlungsgegner überrumpelt, hat diesmal nicht funktioniert - und den US-Präsidenten einmal mehr als stümperhaft bloßgestellt.
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