Der Hunger des Narzissten
Geld, Macht, Lüge, Politik, Alter, Tod: Der Film »Loro« beschäftigt sich mit Silvio Berlusconi
Es ist bemerkt worden, dass das Sujet Silvio Berlusconi doch längst verbrannt sei. Ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Wenn der italienische Filmregisseur und Schriftsteller Paolo Sorrentino einen Film über Berlusconi macht, will er nichts anderes als bei einem über Andreotti: eine geschichtliche Figur verstehen, und dazu muss er sie in ihrer Besonderheit zeigen. Als politisches Kampfmittel käme der Film »Loro« zu spät. Tatsächlich kommt er viel zu früh, denn Italien steckt mit der Hälfte seines Stiefels noch immer in dieser Epoche.
Der Titel weist auf mehr. »Loro« bedeutet »sie« in der 3. Person Plural. Man sieht Menschen, die sich um einen Narren sammeln, ihn bewundern, nachahmen, sich an ihn heranschmeißen, ihm zu Diensten sind und im Ensemble eine Blase bilden, die den Einbildungen des alten Mannes einen Status von Wirklichkeit verschafft. Diese gezüchtete Welt bleibt aber eine Scheinwelt, weil sie sich von der sozialen Wir...
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