Atemverschlagender Höhenflug

Roberto Calasso: »Die Literatur und die Götter«, eine Suche nach dem Mythos

  • Alfons Huckebrink
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Literatur »ist niemals Sache eines einzelnen Subjekts. Mindestens drei Akteure gehören zu ihr: die schreibende Hand, die sprechende Stimme und der Gott, der überwacht und gebietet … Jeder Satz, jede Form ist eine Variation in diesem Kraftfeld. Daher die Zweideutigkeit der Literatur.« Diese Deutung einer attischen Tonscherbenszene findet sich im Schlussteil der souverän ausgeschrittenen Abhandlung des italienischen Schriftstellers Roberto Calasso, deren deutsche Ausgabe auf das neu erwachte Interesse am Mythos antworten möchte.

Meines wurde geweckt beim Wiederlesen von Christa Wolfs Frankfurter Poetik-Vorlesung »Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra« (1982), besonders mit dem Satz: »Den Mythos lesen lernen ist ein Abenteuer eigner Art; eine allmähliche eigne Verwandlung setzt diese Kunst voraus, eine Bereitschaft …, einem anderen Inhalt des Begriffs ›Wirklichkeit‹ sich hinzugeben.«

Literatur beginnt mit der Verdrängung der Götter a...


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