Aufsteherin

Weil sie einen Abschiebeflug stoppte, wird eine 21-jährige Schwedin nun angeklagt

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

Ihr Video ging um die Welt: Elin Ersson, 21 Jahre alt, verhinderte am 23. Juli dieses Jahres die Abschiebung eines Mannes aus Schweden nach Afghanistan. Nun drohen der Studentin sechs Monate Haft. Wie die Staatsanwaltschaft in Göteborg am vergangenen Freitag mitteilte, wird Ersson angeklagt: wegen »Verstößen gegen das Flugrecht«. Sie hatte sich mehrfach den Anweisungen des Flugpersonals widersetzt.

Ersson war in der Maschine der türkischen Fluggesellschaft Turkish Airlines - mit der ein abgelehnter Asylbewerber nach Istanbul und dann weiter nach Kabul verbracht werden sollte - von ihrem Platz aufgestanden und hatte sich nicht wieder hingesetzt. Der Flug konnte deshalb nicht starten. Ersson, die an der Universität Göteborg Soziale Arbeit studiert, erklärte sich während der Aktion mehrfach gegenüber den anderen Passagieren. Da sie das Ganze filmte und auf der Social-Media-Plattform Facebook übertrug, sahen Millionen Menschen, was Ersson getan hatte. Dafür erntete die junge Frau viel Anerkennung.

Die Aktion war - anders als später vielfach angenommen - keineswegs spontan, sondern geplant. Ersson befand sich nicht zufällig in dem Flugzeug, sie war als Mitglied der Gruppe Sittstrejken (Sitzstreik) von Angehörigen des 26-jährigen Ismail Khawari kontaktiert und um Hilfe gebeten worden. Dieser allerdings war gar nicht an Bord der Maschine, dafür aber ein 50-Jähriger, der ebenfalls nach Kabul gebracht werden sollte. Beide Männer wurden letztlich doch noch nach Afghanistan abgeschoben, auch wenn Ersson am 23. Juli Erfolg hatte und die Abschiebung erst einmal verhindern konnte.

Ihre Gruppe Sittstrejken engagiert sich schon lange gegen Abschiebungen nach Afghanistan und ist dafür mit Betroffenen vernetzt. Das Land ist nicht sicher, argumentieren Ersson und ihre Mitstreiter. Sie selbst ist seit etwas mehr als einem Jahr dabei. Wie Ersson im Interview mit dem »nd« vor etwa zwei Monaten erklärte, ist dabei im Repertoire der Aktivisten die Verhinderung von Abschiebeflügen nur »die letzte Option«.

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