Auf Spurensuche im Kiez
Mit einer neuen Online-Plattform kann man jüdische Orte im Wohnumfeld erkunden
Die ehemalige Synagoge in der Heidereutergasse, die Jüdische Galerie in Prenzlauer Berg oder auch das israelische Restaurant Feinberg's in Schöneberg: Mit wenigen Klicks werden die Orte auf der Berlinkarte mit bunten Symbolen angezeigt. Das neue Online-Portal »Jewish Places« macht es möglich.
Die Website vereint Informationen zu jüdischer Lokalgeschichte von verschiedenen Institutionen und Forschungsinitiativen auf einer interaktiven Karte - und das nicht nur für die Hauptstadt, sondern deutschlandweit. Entwickelt wurde die Plattform, die an diesem Donnerstag an den Start geht, vom Jüdischen Museum Berlin in Zusammenarbeit mit bundesweiten Kooperationspartnern.
»Mittels der digitalen Karte wollen wir jüdische Orte für eine breite Öffentlichkeit sichtbar machen«, sagt Léontine Meijer-van Mensch, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin. Mit Hilfe der Plattform sei es jedem Interessierten möglich, in seinem Wohnumfeld historische und gegenwärtige Orte jüdischen Lebens zu erkunden. »Die Plattform zeigt, wie eng jüdische und deutsche Geschichte und Gegenwart miteinander verbunden sind«, sagt Meijer-van Mensch. Dieses Wissen fördere aktiv Toleranz gegenüber der Vielfältigkeit in der deutschen Gesellschaft.
Rund 8500 aktuelle und historische Daten sind derzeit auf der interaktiven Karte erfasst und visualisiert. Für Berlin lassen sich 2524 Treffer finden. Als partizipative Plattform sollen stetig weitere Orte und Einrichtungen hinzukommen. Mittels Zoom, Such- und Filterfunktionen können Nutzer über den Computer oder das Smartphone Orte jüdischen Lebens aus fünf Jahrhunderten finden und erkunden. Außerdem können sie selber Einträge vervollständigen, eigene Inhalte hinzufügen sowie Fotos und Filme hochladen.
Biografien und Spaziergängen, die man ebenfalls über die Karte abrufen kann, wurden von Experten erarbeitet. Dies soll insbesondere Einsteigern und Schülergruppen helfen, einen Zugang zur jüdischen Lokalgeschichte zu bekommen. »Die Online-Plattform ergänzt klassische Bildungsarbeit von Museen«, sagt Meijer-van Mensch.
Barbara Thiele, Projektleiterin von »Jewish Places«, hofft auf eine breite Partizipation der Nutzer. »Wir sind auf die Community angewiesen, damit das Netzwerk weiter wächst«, sagt Thiele. Insbesondere Lokalhistoriker seien aufgerufen, sich am Projekt zu beteiligen. Damit keine falschen oder diskriminierenden Einträge von Nutzern auf die Plattform gelangen, prüfen zwei Mitarbeiter des Jüdischen Museums regelmäßig die neuen Beiträge.
Die Publizistin Gunda Trepp hat »Jewish Places« drei Tage lang mit einer Schulklasse getestet. Sie ist von der neuen Plattform überzeugt. »Das Projekt ist ein ideales Mittel, um junge Menschen zum Mitmachen zu bewegen«, sagt sie. Für die Schüler sei es eine tolle Erfahrung gewesen, dass sie ihre Entdeckungen über die Website mit der Community teilen konnten.
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