Waggonbau Niesky scheint gerettet
Sachsen: Tatravagonka will Betrieb übernehmen
Niesky. Für die Mitarbeiter des insolventen Waggonbaus Niesky (WBN) zeichnet sich eine positive Perspektive ab. Wie die zuständige Insolvenzverwalter-Kanzlei WallnerWeiß am Montag in Dresden auf dpa-Nachfrage sagte, wird das Unternehmen im ostsächsischen Landkreis Görlitz an den slowakischen Güterwagenhersteller Tatravagonka in Poprad verkauft. »Wir haben einen der idealen Kandidaten gefunden. Damit sind die Arbeitsplätze von rund 300 Mitarbeitern gesichert«, hieß es. Damit der Kauf vollzogen werden könne, fehle aber noch die kartellrechtliche Zustimmung. Sie wird in den kommenden Wochen erwartet. Auch Angaben zur Kaufsumme soll es erst später geben.
Nach Angaben der IG Metall hat der slowakische Schienenfahrzeughersteller dem WBN eine Beschäftigungs- und Standortsicherung für fünf Jahre gegeben. »Die Arbeitsplätze wackeln nicht. Das Unternehmen ist gewillt, seinen neuen Standort vernünftig auszubauen«, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. Für die mittelfristige Beschäftigungssicherheit verzichten die Nieskyer Waggonbauer in diesem Jahr auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Sobald aber wieder ein Euro verdient werde, gehe das Geld an die Mitarbeiter, hieß es.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) begrüßte die gefundene Lösung. »Ich freue mich, dass es mit Tatravagonka einen Investor aus der Branche gibt. Wir haben eine Garantie für fünf Jahre für den Standort. Dies ist eine wichtige Botschaft der Stabilität für die WBN-Mitarbeiter und die gesamte Lausitz.« Zudem stärke die Botschaft das »Bahnland Sachsen«.
Der WBN hatte Ende vergangenen Jahres wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Die Produktion lief indes weiter, es konnten sogar neue Aufträge abgeschlossen werden. Das Unternehmen Tatravagonka, das mehrheitlich dem Finanzinvestor Optifin Invest gehört, konstruiert und produziert Güterwagen und Drehgestelle. Es gilt als Europas größter Hersteller von Güterwagen mit Niederlassungen in Deutschland, Polen, Serbien und Indien. Der Nieskyer Waggonbau schaut auf eine über 100 Jahre alte Geschichte zurück. 1917 begann dort der Bau von Schienenfahrzeugen.
Am Dienstag teilte das Wirtschaftsministerium in Dresden mit, Minister Dulig habe vom Bahnhersteller Bombardier Transportation eine Zusicherung für den langfristigen Erhalt der sächsischen Werke bekommen. Personalvorstand Daniel Brennan habe sich entsprechend mit Blick auf die beiden Standorte in Bautzen und Görlitz geäußert. Er habe dem Freistaat und den beiden Kommunen für die Unterstützung - etwa beim Bau von Straßen und Brücken - gedankt. Das Unternehmen schätze die gut ausgebildeten Fachkräfte, wolle weiter in Sachsen aktiv bleiben und die Standorte zu einem Aushängeschild fortentwickeln.
»Ich bin froh über die Klarheit der Aussagen«, sagte Dulig. Das Unternehmen stehe zu den gegebenen Zusagen, weiter zu investieren und die Produktion an beiden Standorten aufrechtzuerhalten. Auch für ein mittelfristiges Konzept habe es positive Signale gegeben. Bombardier Transportation hatte vor zwei Jahren mit der Streichung von weltweit 7500 Stellen einschneidende Umstrukturierungen angekündigt. dpa/nd
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