Ab März elektrisch in Serie

Die Hauptstadt will vorne sein bei der Umstellung auf Elektrobusse

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Am 1. März 2019 soll es soweit sein, dann sollen die ersten der in Serie bestellten Elektrobusse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße in Hohenschönhausen eintreffen. Je 15 Stadtbusse mit zwölf Metern Länge sollen die Hersteller Mercedes und Solaris liefern. Auf dem Betriebshof wird bereits an der nötigen Stromversorgung für die nächtliche Aufladung gearbeitet. Auf welchen Linien sie fahren sollen, wird gerade geklärt. Mit einem Aktionsradius von 150 Kilometern pro Ladung ist allerdings klar, dass es nicht die allerlängsten Linien sein werden. Zum Vergleich: BVG-Dieselbusse legen täglich bis zu 500 Kilometer zurück.

Ende Juli waren Verkehrs- und Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta auf Dienstreise in China, um den dortigen Stand der Elektrifizierung der Busse zu studieren. »Dort wird mit einer unglaublichen Zielstrebigkeit und Kompetenz vorgegangen und außerdem sehr viel Geld in die Hand genommen«, sagt die Senatorin bei einem Pressegespräch am Montagmorgen. In acht Jahren hat die direkt an Hongkong angrenzende Elf-Millionen-Einwohner-Stadt eine Flotte von über 16 000 E-Bussen aufgebaut, der Löwenanteil vom dortigen Hersteller BYD, was für Build your dreams - baue deine Träume - steht.

»Dieses Beispiel hat uns enorm ermutigt, weil es zeigt: Die vollständige Umstellung geht«, sagt BVG-Chefin Nikutta. Außerdem habe man auch einen elektrischen dreiachsigen Doppeldecker von vergleichbarer Dimension wie die Berliner Modelle gesehen. Im Entwurf des Nahverkehrsplans für die Jahre ab 2019 steht noch, dass so etwas wegen Schwere und Größe der Fahrzeuge derzeit nicht möglich sei. »Es gibt viele Gerüchte und Halbwissen in Europa über China«, erklärt Nikutta.

Eine Erkenntnis: Mit nur einer Ladetechnik wird man die Umstellung nicht schaffen. Die demnächst zu bestellenden 15 Gelenkbusse tanken nicht im Depot Strom, sondern werden auch an Endstellen zwischengeladen. Gelegenheitsladung heißt diese Technik. Nach derzeitigem Stand sollen sie auf der eigentlich für Doppeldecker vorgesehenen Linie 200 zwischen dem Bahnhof Zoo, Alex und der Michelangelostraße fahren.

BVG, Senat und der Bund verhandeln derzeit über ein Pilotprojekt zum sogenannten In-Motion-Charging. Das Aufladen während der Fahrt soll über eine Oberleitung geschehen - wie bei Obussen, die einst auch in der Hauptstadt verkehrten. Allerdings muss nur etwa die Hälfte der Strecke überspannt sein, auch teure Oberleitungsweichen können entfallen. Die BVG-Chefin ist jedoch skeptisch: »Es ist schon eine große Diskussion, Oberleitungen in die Stadt zu kriegen.«

Eines ist jedoch klar: Der E-Betrieb wird zunächst deutlich mehr Geld kosten. »Ein Dieselbus wird voraussichtlich durch 0,8 Elektrobusse ersetzt«, so Nikutta. Für das gleiche Angebot würde die BVG fast 1900 Busse benötigen. Derzeit hat sie rund 1500 Stück.

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