7800 Einladungen zum Denkmaltag

Knappe Mittel und rasch alternde Materialien - Erhaltung und Pflege historischer Bauten wird komplizierter

  • Petra Albers, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Vom Kölner Dom bis zum kleinen Bauernhaus: Mehr als eine Million Denkmäler gibt es in Deutschland - aber sie instand zu halten, ist nicht leicht. »Oft fehlen die Mittel«, sagt Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn. »Die Zuschüsse, die die Eigentümer erhalten, sind immer zu knapp. Und um ausführlich beraten zu können, ist häufig nicht genug Personal vorhanden.« Am »Tag des offenen Denkmals« am 9. September will die Stiftung den Blick auf das Thema Denkmalpflege lenken - in diesem Jahr bereits zum 25. Mal. Zur bundesweiten Eröffnungsveranstaltung in Köln wird unter anderem der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erwartet.

Vor allem Privatleute, die sich um Denkmäler kümmern, fühlten sich manchmal allein gelassen - trotz steuerlicher Anreize, sagt Skudelny. »Hier wäre vor allem eine gute fachliche Begleitung nötig, aber daran hapert es oft.« Das bestätigt auch Claudia Euskirchen vom Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). »Häufig ist es gar nicht die fehlende finanzielle Unterstützung, sondern eine mangelnde Kommunikation aller Beteiligten im Vorfeld, die die Arbeit erschwert.« In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel ist jede Kommune auch Untere Denkmalbehörde und damit erste Ansprechpartnerin für die Denkmal-Besitzer. Der Grundgedanke des NRW-Denkmalschutzgesetzes, dass Entscheidungen vor Ort getroffen werden, sei zwar sehr gut, sagt Euskirchen. »Aber es ist ein Unterschied, ob es sich um eine große Stadt mit einer gut aufgestellten Behörde handelt, oder um eine kleine Gemeinde, in der nur ein geringer Stellenanteil für diese Aufgabe vorgesehen ist.« Das LVR-Denkmalpflegeamt soll die Unteren Denkmalbehörden beraten und muss ihre Entscheidungen absegnen. Wird es aber zu spät einbezogen und macht dann Bedenken geltend, könne das für die Denkmal-Besitzer schon mal frustrierend sein.

Seit 1998

Zu den Attraktionen am Tag des offenen Denkmals zählt das Olympische Dorf der Sommerspiele von 1972 in München. Am Sonntag werden in dem imposanten Ensemble Führungen für Interessierte angeboten. Als Gesamtkomplex steht das Olympiadorf seit 1998 unter Denkmalschutz. Es zeichne sich durch eine gelungene Trennung von Auto- und Fußgängerverkehr und zukunftsweisende Wohnarchitektur aus, befanden die Denkmalschützer. Privat-, Gemeinschafts-, Arbeits- und Erholungsbereiche seien miteinander strategisch verbunden. Typisch sind die Balkone in Süd-West-Ausrichtung, die stufenförmig angelegt und mit Pflanztrögen ausgestattet sind. nd

Ein Denkmal soll laut Definition in besonderer Weise Aussagen über die Zeit seiner Entstehung machen. Seine Erhaltung liegt im Interesse der Allgemeinheit, etwa wegen seiner geschichtlichen, seiner wirtschaftlichen, künstlerischen, volkskundlichen oder städtebaulichen Bedeutung. Unter diesem Aspekt sind in den vergangenen Jahrzehnten neue Denkmalgattungen hinzugekommen - mit eigenen Herausforderungen für die Denkmalpflege.

So brachte die Architektur der Nachkriegszeit mit ihren kargen Funktionsbauten nicht nur einen neuen Stil mit sich. »Es gab auch andere Baumaterialien wie Beton und Metall, die schneller altern«, sagt Skudelny. »Damit müssen Denkmalschützer jetzt umgehen.« Euskirchen nennt als Beispiele für neue Themenfelder die Relikte der Bergbauindustrie im Ruhrgebiet und die alternative Nutzung von Kirchen.

Von der großen Vielfalt der Denkmal-Landschaft können sich Interessierte am »Tag des offenen Denkmals« ein Bild machen. Im Jubiläumsjahr sind bundesweit rund 7800 historische Bauten in mehr als 2500 Städten beteiligt. Das Motto »Entdecken, was uns verbindet« nimmt Bezug auf das Europäische Kulturerbejahr 2018. dpa/nd

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