Geschichtsvergessen

Uwe Kalbe über den Besuch der Kanzlerin im Kaukasus

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Man kann der Bundeskanzlerin nur Glück wünschen, außer Verstand für ihre Staatsbesuche in Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Was weder Helmut Kohl noch Gerhard Schröder vor ihr wagten, tut nun Angela Merkel. Den Taktstock zu schwingen mitten im Wespennest Kaukasus. Die komplizierten Verhältnisse aus historischen Rivalitäten und ebenso historischen Abhängigkeiten, verwoben mit emotional aufgeladenen nationalen und nationalistischen Ansprüchen und Ängsten laden geradezu ein zu Fehltritten und Missverständnissen. Merkel meldet Ansprüche an in einer Region, auf den der Westen wenig Zugriff hat, aber allzu gern hätte.

Moskau wird mit Argwohn beobachten, dass machtpolitische Ambitionen Merkel in weitere Krisenregionen seiner Nachbarschaft führen, nachdem die westliche Strategie bereits die Ukraine aufs Glatteis geführt hat. Und Merkel geht vor, wie gewohnt. Interessenskonflikte werden ausgenutzt; beherzt ergreift Merkel im Konflikt zwischen Georgien und Russland Partei. Deutschland werde die Ungerechtigkeit nicht vergessen, die die Anwesenheit russischer Truppen in Südossetien bedeute. Es hat schon einen ganz besonderen Klang, wenn eine deutsche Kanzlerin in der Energieregion Kaukasus mit historischer Erinnerung wedelt. Hier, wo deutsche Truppen bereits zweimal in der Geschichte Tatsachen zu schaffen versuchten.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -