Schatzgräber-Duo trennt sich
Bleibt die Wahrheit um den Nazizug für immer in den Tiefen der Erde verborgen?
Der Glaube an den sagenumwobenen Nazigoldzug hat sie geeint, nun gehen die Hobbyschatzsucher Andreas Richter und Piotr Koper getrennte Wege. »Jetzt ist Schluss«, sagt Richter und verlässt das deutsch-polnische Duo, das mit einer spektakulären Schatzsuche vor zwei Jahren weltweite Aufmerksamkeit ins niederschlesische Walbrzych zog.
Dort wollten die Amateurhistoriker einen mit Kriegsbeute beladenen Panzerzug finden, den die Nazis Gerüchten zufolge vor der heranrückenden Sowjetarmee versteckt haben sollen. Geschichtswissenschaftler und Grabungsexperten stellten die Existenz mit Schätzen begrabener Waggons infrage. Koper und Richter heizten Spekulationen um den Zug wieder an: Obwohl eine erste Grabung sprichwörtlich im Sande verlief, kündigten sie lange Zeit eine Fortsetzung an. Bis jetzt: »Ich werde keine Dummheiten mehr machen«, sagt Richter frustriert.
Nicht den Glauben an den Zug, aber an die Zusammenarbeit hat er verloren. »Die Suche war nicht transparent«, bemängelt Richter die Arbeitsweise seines polnischen Partners. Dem deutschen Ahnenforscher war sie zu ungenau. Richter beteuert zwar, das Duo habe sich im Guten getrennt - hält mit Kritik an Koper aber nicht hinterm Berg. »Die erste Suche scheiterte, weil wir nicht tief genug gegraben haben«, kritisiert er. Die zweite Grabung kam gar nicht erst zustande, denn Koper habe sie immer wieder verschoben. »Das ist mir irgendwann sauer aufgestoßen«, sagt Richter.
Für Knatsch sorgte offenbar auch Geld. »Mit den Arbeits- und Technikkosten sowie mit meiner eigenen Ausfallzeit im Job beliefen sich meine Ausgaben auf etwa 80 000 Euro«, sagt Richter und findet den Anteil im Vergleich zu jenem von Koper offensichtlich ungerecht. »Sagen wir mal: Das war einer der Gründe, warum die Zusammenarbeit scheiterte.« Koper hatte die Kosten des Duos in früheren Gesprächen auf 20 000 Euro beziffert.
Einig sind sich die Hobbyhistoriker jedoch beim Verdienst: Im Gegensatz zu anderen hätten sie nämlich keinen Penny mit dem Rummel um den Goldzug verdient, meinen sie. Der 116 000-Einwohner-Stadt Walbrzych in Südwestpolen bescherte Kopers und Richters Suche dagegen eine millionenschwere Werbekampagne. So viel war laut Stadtbehörde die internationale Berichterstattung über die Grabung der Hobbyschatzsucher wert. Zur Freude örtlicher Touristenattraktionen und Hotels lockte das Goldfieber bis zu ein Drittel mehr Besucher in die Stadt.
Schlesien und Walbrzych hätten durch sie Millionen verdient, sagt Richter, der sich von den Behörden im Stich gelassen fühlt. »Trotzdem gab es von den Nutznießern keine finanzielle und auch sonst keine Unterstützung für die Suche«, ärgert er sich. Die Schatzsucher, die sogar Markenschutzrechte am Goldzug anmeldeten, gingen leer aus. Bereut hat Richter seinen Einsatz nicht: »Ich hatte eine gute Zeit und habe viel gelernt.« Seinen Glauben an den Nazizug verlor er nicht. »Ich bin zu 95 Prozent sicher, dass es ihn gibt.« Er bezweifelt aber, dass Koper ihn allein finden kann. Bleibt die Wahrheit um den Nazizug damit für immer in den Tiefen der Erde verborgen?
Nein, denn Koper lässt sich vom Ausstieg seines Partners nicht entmutigen. Als Einzelkämpfer kündigt er eine neue Suche an: »Im Winter geht es weiter«, sagt der Pole. Bis dahin habe er Genehmigungen und finanzielle Mittel beisammen. Er zählt die Vorzüge der kalten Jahreszeit für die Suche auf: »Keine Einschränkungen durch blühende Bäume und Sträucher, keine brütenden Vögel. Für die Suche nach dem Zug ist das die beste Zeit«. dpa/nd
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