Einfach mal den Kopf frei bekommen

Vor dem WM-Viertelfinale in London wollte die deutsche Nationalmannschaft mal ganz bewusst nicht mehr an Hockey denken

  • Nina Niedermeyer, London
  • Lesedauer: 2 Min.

Das erste WM-Halbfinale seit acht Jahren ist greifbar nahe. «Unser Ziel ist es, unser bestes Turnierspiel zu machen», sagte Bundestrainer Xavier Reckinger mit Blick auf das Viertelfinale der Weltmeisterschaft in London an diesem Mittwoch (19 Uhr) gegen Spanien.

Ganz bewusst hat er sich für eine Unterkunft unweit des berühmten Towers und damit abseits des Turniergeschehens im Olympic Park entschieden. «Die Mannschaft kommt auch mal raus, die ganze Atmosphäre ist viel lockerer», verriet der Belgier. «Es ist ein perfekter Standort, um den Kopf freizukriegen. So ist man nicht nur mit Hockey beschäftigt und guckt vor allem nicht nach den anderen Mannschaften», meinte Torhüterin Julia Ciupka.

Das deutsche Team hatte am vergangenen Sonnabend mit dem 3:1 gegen Spanien den dritten Sieg im dritten Vorrundenspiel verbucht und als Gruppenerster direkt das Viertelfinale erreicht. Spanien musste als Dritter hingegen am Montag noch ein Zwischenrundenduell mit Belgien bestreiten, das nach torlosem Match erst mit 3:2 im Penaltyschießen gewonnen wurde. Und so kommt es nun erneut zum Aufeinandertreffen mit den Ibererinnen. «Wir haben nun einen weiteren physischen Vorteil, denn ich fand beide Mannschaften sehr platt und sehr müde», urteilte Reckinger.

Die drei spielfreien Tage sieht der erste ausländische Bundestrainer in der Geschichte des Deutschen Hockey Bundes (DHB) somit als klaren Pluspunkt für sein Team: «Man hat viel mehr Ruhe und Zeit zum Vorbereiten und Auskurieren. Das Verletzungsrisiko sinkt.»

«Die Spanierinnen sind ein unangenehmer Gegner, aber wenn wir unsere Topleistung abrufen, müssen wir sie schlagen. Ich habe das Gefühl, wir können hier sehr viel erreichen», glaubt Marie Mävers, mit ihren 197 Länderspielen die zweiterfahrenste deutsche Spielerin im WM-Kader. Das sieht auch Charlotte Stapenhorst so. «Wir wissen, was wir können», sagte die dreimalige WM-Torschützin.

Die Vorzeichen stehen also gut, dass der Weltranglistensechste auch am Mittwochabend wieder Jubelfotos unter dem Hashtag «soya» in den sozialen Medien verbreiten kann. «Unser Trainer spricht echt super deutsch, aber ruft immer ›soya, soya Mädels!‹ aufs Feld», erklärte Stapenhorst den Ursprung des neu kreierten Hashtags. «Er meint damit ›Weiter so!‹, also offenbar »So, ja!«, nur eben in etwas ungelenker Aussprache. Reckinger nimmt seine neue Social-Media-Prominenz mit Humor, das Turnier jedoch nicht: »Ich bin mir bewusst, wenn wir verlieren, ist alles vorbei, das kann schnell gehen.« dpa/nd

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