Rentenwert Ost nur minimal gestiegen

Rund um die Rentenerhöhung

Nicht alle der rund 21 Millionen Rentner in Deutschland können die jüngste Erhöhung der Bezüge komplett behalten. Zehntausende werden wegen der aktuell höheren Renten zusätzlich steuerpflichtig.

Das Bundesfinanzministerium hatte schon Ende 2017 darauf verwiesen., dass 54 000 Rentner zusätzlich Einkommensteuer zahlen müssen. Somit werden insgesamt rund 4,4 Millionen Senioren steuerpflichtig sein - fast doppelt so viele wie 2005. Keine Steuern zahlen müssen jene, deren steuerpflichtiger Anteil der Rente unterhalb des Grundfreibetrags liegt (aktuell 9000 Euro), zuzüglich Werbungskostenpauschale von 102 Euro.

Zudem müssen Versicherungspflichtige Rentner prozentuale Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Mit der steigenden Rente steigen natürlich auch diese Beiträge.

Ost-West-Rentenangleichung soll bis 2024 erfolgen

Die Renten im Osten sollen weiter an das Westniveau angeglichen werden. Wegen eines Gesetzes von 2017 wird die Rentenanpassung in den neuen Ländern erstmals anders berechnet. Danach ist der Rentenwert Ost nunmehr minimal auf 95,8 Prozent (bisher 95,7 Prozent) gestiegen.

Der Rentenwert ist der Geldwert eines Entgeltpunkts, mit dem dann die Höhe der Rente errechnet wird. Bis 2024 soll er schrittweise auf 100 Prozent steigen, womit dann die Angleichung an das Westniveau vollzogen wäre.

Allerdings: Die Aufwertung der Berechnungsgrundlage für die Ostrenten wird dann im Gegenzug abgeschmolzen. Die im Schnitt niedrigeren Osteinkommen werden für die Rente dann nicht mehr ausgeglichen.

Gravierende Unterschiede in Ost- und Westdeutschland

Die meisten Männer im Westen erhalten eine monatliche Altersrente zwischen 1250 und 1300 Euro, im Osten zwischen 1000 und 1100 Euro (Stand 2016). An westdeutsche Frauen werden am häufigsten Renten zwischen 200 und 300 Euro gezahlt, im Osten am häufigsten zwischen 800 und 850 Euro.

Nur knapp zwei Drittel aller Einkommen der Seniorenhaushalte stammen aber von der gesetzlichen Rente. 2015 kamen Ehepaare im Westen auf ein monatliches Nettoeinkommen von im Schnitt 2572 Euro, alleinstehende Männer auf 1593 und Frauen auf 1422 Euro. Im Osten verfügten Ehepaare über 2257 Euro, alleinstehende Männer über 1389 und Frauen über 1370 Euro.

Ein getrübter Blick in die Rentenzukunft

Der Blick in Rentenzukunft ist getrübt: Die Rente gerät immer stärker unter Druck, weil das Älterwerden der Gesellschaft zu weniger Beitragszahlern, aber mehr Rentnern und längeren Rentenbezugszeiten führt.

Die Regierung setzt auf Vorschläge einer Rentenkommission, die für März 2020 angekündigt sind. Sie will die Rente »auskömmlich halten«. Das aktuelle Rentenpaket der Bundesregierung (siehe nebenstehend) soll 2019 in Kraft treten. Es sieht Verbesserungen bei der Mütterrente, für langjährig gering Verdienende und für gesundheitlich geschädigte Frührentner vor, die besonders von Altersarmut bedroht sind. Noch nicht vom Tisch ist eine Koppelung des Rentenalters an die steigende Lebenserwartung.

Keine Entlastung der Länder von DDR-Zusatzrenten

Ungelöst ist nach wie vor das Problem, das vor allem die ostdeutschen Ländern belastet: die Aufwendungen für Zusatz- und Sonderrenten, die aus den Länderhaushalten bestritten werden müssen. Hier wird vom Bund mehr Engagement gefordert. Laut Koalitionsvertrag soll der Bund seinen Anteil an den Aufwendungen »schrittweise« erhöhen und »die ostdeutschen Bundesländer entlasten«. Konkrete Zahlen fehlen allerdings.

Rund 1,3 Millionen Menschen bekommen Geld aus Sonder- und Zusatzrentensystemen der DDR. Anspruch haben Ex-Mitarbeiter von Armee oder Polizei sowie unter anderen Pädagogen, Ingenieure, Wissenschaftler oder Ärzte. Finanziert wird das nicht wie die reguläre Rente von der Rentenversicherung, sondern vom Staat: Die Zusatzrenten übernehmen der Bund zu 40 und die Länder zu 60 Prozent. Auf den Renten der DDR-Sonderversorgung, die es in den »bewaffneten Organen« gab, bleiben die ostdeutschen Bundesländer zu 100 Prozent sitzen.

Die Haushaltsposten für die Zusatzrenten sind erheblich: Sachsen rechnet für 2018 mit 832 Millionen Euro, Thüringen mit 440 Millionen Euro, Sachsen-Anhalt mit 430 Millionen Euro und Mecklenburg-Vorpommern mit 321 Millionen Euro. Brandenburg hat für 2018 etwa 507 Millionen und das Land Berlin 269 Millionen Euro vorgesehen. Mit Agenturen

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -