- Wirtschaft und Umwelt
- Hitze und Trockenheit in Skandinavien
Schwedens Wälder brennen weiter
Kein Ende der extremen Hitzewelle in Sicht
Schwedens schlimmste Waldbrände in moderner Zeit toben weiter. Nur kräftiger Regen kann dem Alptraum noch ein Ende bereiten. Auch zu Wochenbeginn gibt es kaum Lichtblicke im zu 70 Prozent mit Wald bedecktem skandinavischen Land. Noch immer brannte es an über 40 Stellen vom Süden bis weit in den, sonst auch im Sommer kühlfeuchten, arktischen Zirkel um Jokkmokk. Zeitweise wurden am Wochenende über 70 Brände ausgemacht. Noch ist unklar, wie viele Hektar Wald schon verloren sind. Am Donnerstag schätzte die Katastrophenschutzbehörde MSB, dass bis dahin 20 000 Waldhektar im Wert von 600 Millionen Kronen (62 Millionen Euro) in Rauch aufgegangen waren. Die Situation sei weiter kritisch und es gebe ein »großes Risiko«, dass sich die Lage noch verschlimmert, so das öffentlich rechtliche Fernsehen SVT.
Bei den größten vier bis fünf Bränden hat die Feuerwehr aufgeben. »Es ist festzustellen, dass wir bei keinem dieser großen Brände Hoffnung haben, sie auf eine andere Weise löschen zu können, als durch einen Umschwung der Wetterlage. Und da sprechen wir von anhaltendem Regen über mehrere Tage«, machte Peter Arnevall, MSB-Rettungschef, die Machtlosigkeit seiner Feuerwehrmänner gegenüber den Naturgewalten klar. Der junge Rettungschef und seine Männer sind inzwischen Nationalhelden. Ihren Aufrufen ist es mit zu verdanken, dass über 1000 freiwillige Schweden teils den Urlaub abgebrochen haben, um zu helfen. »Alle wollen hier sein, um zu helfen, es fühlt sich nicht okay an, einfach zuhause zu bleiben, wenn man weiß, wie ernst die Lage ist«, sagt die junge Helferin Elsa Persson. Auch aus dem europäischen Ausland sind neben Löschflugzeugen, von denen es in Schweden selbst kein einziges gibt, und Helikoptern Dutzende Feuerwehrmänner für die Bodenfeuerbekämpfung eingetroffen. Sie kommen aus Polen, Deutschland und Frankreich.
Besonders stolz ist man, dass bislang kein Mensch größeren Schaden erlitt. Auch nicht bei den gefährlichen Löscharbeiten. Am Sonntag versuchte Arnevall ein wenig Hoffnung zu verbreiten. Es habe kleinere Erfolge gegeben, sagte er auf einer landesweit ausgestrahlten Pressekonferenz.
Hoffnung ist mehr als notwendig. Laut Wetterdienst soll die für das nordische Land selten extreme und regenlose Hitzewelle anhalten. In vielen Landesteilen ist erst nächstes Wochenende mit Regen und einer Pause der teils seit Mai anhaltenden, in vielen Landesteilen, historischen Hitzewelle zu rechnen.
Man hätte die EU-Auslandshilfe schon viel früher erbitten sollen, bemängelt die bürgerliche Opposition, die nicht versteht, warum das wohlhabende Waldland Schweden so wenig eigene Ressourcen zur Waldbrandbekämpfung hat. Der sozialdemokratische Ministerpräsident Stefan Löfven entgegnete, dass es nicht vorrangig sei, selbst die Ressourcen zu haben, sondern zu wissen, dass man sie im Notfall dank Auslandshilfe zusammenbekomme.
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