Haftbefehl wegen Mordversuchs

Mutmaßlicher Messerangreifer von Lübeck in Justizvollzugsanstalt - Motiv für Attacke bisher unklar

  • Lesedauer: 2 Min.

Lübeck. Nach der Messerattacke in einem Bus in Lübeck wirft die schleswig-holsteinische Justiz dem Angreifer Mordversuch vor. Gegen den 34-jährigen Deutsch-Iraner wurde Haftbefehl erlassen wegen »des Verdacht des versuchten Heimtückemordes mit gemeingefährlichen Mitteln in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, Körperverletzung und versuchter besonders schwerer Brandstiftung«, wie die Staatsanwaltschaft Lübeck am Samstag mitteilte. Der Beschuldigte wurde in die Justizvollzugsanstalt Lübeck eingeliefert, sein Motiv blieb zunächst weiter unklar.

Der Angreifer hatte am Freitag in einem Bus in Lübeck seinen mit Brandbeschleuniger gefüllten Rucksack in Brand gesetzt und anschließend auf Insassen eingestochen. Zehn Menschen wurden verletzt, drei von ihnen schwer. Businsassen konnten den Angreifer schließlich überwältigen. Er wurde am Samstag einem Haftrichter des Amtsgerichts Lübeck vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete.

Nach einer Auswertung der Videoüberwachung des Linienbusses bestehe »der dringende Verdacht, dass der Beschuldigte den mit einer großen Zahl von Fahrgästen besetzten Bus in Brand setzen und damit eine möglichst große Zahl von Menschen verletzen wollte«, erklärten Staatsanwaltschaft und Polizeidirektion Lübeck in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Dabei habe er auch den Tod von Fahrgästen »billigend in Kauf« genommen.

»Darüber hinaus besteht mit Blick auf einen durch einen Messerstich schwer verletzten Mann aus den Niederlanden der Verdacht des versuchten Heimtückemordes.« Der 21-jährige Niederländer schwebt den Angaben zufolge nach einer mehrstündigen Notoperation nicht mehr in Lebensgefahr.

Vor dem Haftrichter äußerte sich der Beschuldigte nicht zu den Tatvorwürfen, wie die Ermittler mitteilten. Das Motiv des Mannes liegt nach wie vor im Dunkeln. »Die Hintergründe der Tat sind weiterhin unklar«, sagte Oberstaatsanwältin Ulla Hingst. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass der Mann sich »politisch oder religiös radikalisiert« haben könnte und dass es sich um einen Terroranschlag handle. Es werde aber weiter »in alle Richtungen« ermittelt, unter anderem im persönlichen Umfeld des 34-Jährigen.

Der Strafverteidiger des Mannes sagte am Freitagabend im Sender n-tv, sein Mandant leide unter einer psychischen Störung, möglicherweise unter einer »paranoiden Schizophrenie«.

Dagegen sagte Staatsanwältin Hingst, es gebe derzeit keinen Hinweis darauf, dass der Mann zum Tatzeitpunkt nicht schuldfähig gewesen sei. Er wurde deswegen auch in eine Justizvollzugsanstalt und nicht in eine Psychiatrie eingewiesen. Im Zuge der Ermittlungen solle aber ein psychiatrischer Sachverständiger hinzugezogen werden, sagte Hingst. Agenturen/nd

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