Kinder, Kunst und Klamauk

Karl Witzleben lädt alle zwei Jahre zu einem Kinderfest und wird Ehrenamtler des Monats

  • Sybille Gurack
  • Lesedauer: 4 Min.

»Kinder-Kunst-Klamauk« - unter diesem vielversprechenden Namen organisiert das Amt Odervorland seit zwölf Jahren eine Veranstaltungsreihe. An einem Tag alle zwei Jahre wird nicht auf den Euro geguckt. Denn der Kinderspaß ist jeden Aufwand und aller Ehren wert. Da sind sich Amt, Eltern, Sponsoren, der Gastgeber und vor allem die Kinder einig.

Kürzlich war wieder ein Kinder-Kunst-Klamauk-Tag. 336 Kinder und Jugendliche sowie 50 Lehrer und Betreuer kamen mit Sonderbussen in die Landgalerie Mark Brandenburg nach Petersdorf. Zudem hielten an der Galerie Buslinien, die da sonst vorbeifahren. Es kamen Grundschüler aus Briesen und Kindergartenkinder aus Pillgram, Falkenberg, Briesen und Berkenbrück. Ihnen allen ging es offensichtlich so, wie es wohl allen Besuchern geht - sie fielen aus der Zeit - und zwar im Moment des Betretens des Gartens. Ein Effekt, der sich allem Anschein nach unabhängig vom Alter bei den Galeriebesuchern einstellt.

Die eigentümlichen, vom Galeristen aus Holz gebauten Sitzgelegenheiten unter schattigen Bäumen, der verwunschen anmutende Bauerngarten, die Lindenallee, die an Kirchenfenstern endet, die offene Holzwerkstatt, selbst gezimmerte Gewächshäuser, berankte Durchgänge, ein großes Schachspiel, Skulpturen überall, auf Lücke gestellte Teile der Berliner Mauer, dicke Bäume, deren Wurzeln in den Himmel ragen . . .

Die rustikalen Gebäude aus Feldsteinen sind zum Teil auch innen mit Efeu berankt. In der Galerie suchten die Kinder ihre schönsten Zeichnungen. Etwa 200 Zeichnungen fanden da jetzt ihren Platz und können in den nächsten zwei Monaten von den jungen Künstlern mit Eltern, Großeltern und Freunden besucht werden. Sich am Klavier ausprobieren und keiner meckert. Oder beim Mosaik aus zerschlagenen Fliesensplittern mitmachen, Textilien besprühen, Experimente durchführen oder sich in Geschicklichkeit und Schnelligkeit üben. All das ist möglich an solch einem Tag. Viele Kinder schrieben ihre Wünsche auf Zettel und ließen Ballons steigen. »Ich wünsche mir einen Bruder«, stand da beispielsweise. Einer hatte es eher auf einen Transformer abgesehen. Auf einem anderen Zettel stand: »Frieden.«

Für den Galeristen Karl Witzleben ist wichtig, dass es bei der Veranstaltungsreihe in erster Linie um Kinder geht und um Kunst. »Klamauk auch, aber hintendran«, sagt er. Wenn es nach ihm ginge, kämen Eltern mit ihren Kindern viel öfter in die Galerie oder irgend woanders hin, wo man Kunst und Kreativität aufnehmen und probieren kann. Er jedenfalls tut alles dafür, und das seit über 20 Jahren. Dafür wird er an diesem Montag vom Potsdamer Staatskanzleichef Martin Gorholt (SPD) als »Ehrenamtler des Monats« gewürdigt. Roswitha Standhardt, Leiterin der Stabsstelle Amt Odervorland hätte dazu eine noch bessere Idee: »Karl sollte Ehrenamtler für jeden Tag werden«, lacht sie. »Was er leistet, und das wissen wir alle, die wir hier leben«.

»Allein mit dieser Veranstaltungsreihe hier«, setzt Susann Boeck fort. Sie ist in der Stabsstelle Odervorland zuständig für Kinder- und Jugendarbeit folglich auch verantwortlich für die Reihe. Besser könnten Gastgeber und Kulisse nicht sein, sagt sie.

Beendet wurde die Veranstaltung mit einem von den Kindern gestalteten Kulturprogramm. Dann gab es noch eine Überraschung. Die Neuntklässler durften eine rund 2,70 Meter hohe Holzskulptur auswickeln. Witzleben schenkte sie der Briesener Grundschule. Da war die Freude groß. Auch die Vorfreude auf das nächste Mal »Kinder-Kunst-Klamauk« in zwei Jahren. Nur in diesem Rhythmus ist das aufwendige Fest zu finanzieren.

Karl Witzleben engagiert sich auch außerhalb der Galerie. Er unterstützt eine Schule in einem Dorf bei Dar Es Salaam in Tansania. Monatlich werden 720 Euro benötigt, damit die 48 Kinder mit Essen und Büchern versorgt werden und die beiden Lehrer ihr Gehalt bekommen. Witzleben fördert das Projekt, sucht Mitstreiter und garantiert, dass jede Spende zu 100 Prozent in der Schule ankommt. Er selbst wird im November diesen Jahres hier in Deutschland erst mal für unbestimmte Zeit - vielleicht auch für immer - seine Zelte abbrechen und vor Ort die Schule unterstützen. Was dann aus der Galerie und dem Kinderfesttag wird, ist noch offen.

Landgalerie »Mark Brandenburg«, Briesener Straße 2 in Petersdorf, Tel.: (03 36 08) 490 89, landgalerie-mark-brandenburg.de

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