Die Stimmen der Natur

Materie, Flora und Fauna - in der Gegenwartslyrik scheint alles im Werden zu sein. Ein Überblick über die Suche nach neuen Subjekten. Von Björn Hayer

Unsichtbar: ein Cape von Zwergenhand. / Zauber: extreme Durchlässigkeit und / Lässigkeit, Bahnung, direkter als Kraft / invasiver als Viren (…) O, diese Materie ist flüchtig. Geisterhaft« - Steffen Popps zurecht vielgelobter Band »118« (2017) hält alles in Bewegung. Vitalfunktionen, wohin man schaut! In »Gefäßen« tut sich ein »kolloides Rauschen wie kosmisch para/apara / Singen« kund, ein Stein wirkt als »Traumform«. Substanzen und Elemente führen ein regelrechtes Eigenleben.

Und wo ist das uns allen im Regelfall so vertraute lyrische Ich, welches uns emotional durch ein Gedicht trägt, geblieben? Das wird zum Beobachter der flottierenden, mitunter spukhaften und rätselhaft agierenden Dinge. Ganz Ähnliches findet sich in Oswald Eggers »Val di Non« (2017), einer Liebeserklärung an das Nonstal in Trient. Hierin ereignet sich beispielsweise Folgendes: »Die Kaffsack / nappen / Spitztau’s / schlinkeschlanken Kulne«. Ferner »sott [die Si...


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