Harley-Davidson ärgert Trump

Wegen der EU-Zölle verlegt der Motorradhersteller Teile seiner Produktion ins Ausland

  • Lesedauer: 3 Min.

Harley-Davidson verlagert einen Teil der Produktion nach Europa, ein Nagelhersteller muss eventuell schließen: Die Importzölle von Donald Trump zeigen erste Folgen. Entsprechend groß ist die Kritik am US-Präsidenten.

Von John Dyer, Boston

Die ersten US-Unternehmen entlassen Personal oder verlagern ihre Geschäfte ins Ausland, um ausländische Zölle auf ihre Waren zu vermeiden. Aber Präsident Donald Trump verstärkt immer noch seine aggressive Politik gegenüber China und signalisiert, dass er Verluste in dem von ihm begonnenen globalen Handelskrieg hinnehmen wird.

Am Montag kündigte der Motorradhersteller Harley-Davidson an, Produktionsstätten nach Europa zu verlegen, um EU-Zölle zu vermeiden. Europa ist der größte Auslandsmarkt des im Bundesstaat Wisconsin ansässigen Unternehmens. Die EU hat die Zölle auf Harley-Davidson-Motorräder von 6 auf 31 Prozent erhöht.

»Die Erhöhung der internationalen Produktion, um die EU-Zollbelastung zu verringern, ist nicht die Präferenz des Unternehmens, sondern stellt die einzige nachhaltige Möglichkeit dar, seine Motorräder für Kunden in der EU zugänglich zu machen und ein rentables Geschäft in Europa aufrechtzuerhalten«, schreibt das Unternehmen in einem Antrag an die Börsenaufsicht SEC. Ohnehin plant das Unternehmen, künftig auch verstärkt in Asien zu produzieren.

Trump reagierte mit einer bizarren Äußerung auf Twitter. Darin kündigte er an, dass er Differenzen mit der EU bald beilegen werde. »Ich bin überrascht, dass ausgerechnet Harley-Davidson die ersten sind, die die weiße Flagge schwenken. Ich habe hart für sie gekämpft und letztlich werden sie keine Zölle in der EU zahlen, die uns beim Handel schwer geschädigt hat und zwar um 151 Milliarden Dollar. Steuern sind nur eine Ausrede von Harley - seid geduldig.«

Doch Trump wird auch von seinen Republikanern kritisiert. »Das wird so erfolgreich wie eine Vespa in Sturgis«, meint Senator Ben Sasse aus Nebraska in Anspielung auf einen Auftritt des italienischen Motorrollers beim jährlichen Motorradtreffen in North Dakota. »Das Problem ist nicht, dass Harley unpatriotisch ist, sondern dass die Zölle dumm sind. Das sind Steuererhöhungen für Amerikaner, sie funktionieren nicht, aber anscheinend werden wir noch mehr davon sehen.«

George Skarich, Vizechef des in Missouri ansässigen Nagelherstellers Mid Continent Nail Corporation, sagte kürzlich der »New York Times«, seine Firma werde wegen der steigenden Kosten für Stahl wahrscheinlich bald schließen, wodurch 500 Menschen arbeitslos würden. Das Unternehmen hat bereits 60 Stellen abgebaut. Trumps Zollerhöhungen haben die Stahlpreise steigen lassen.

Trotz des bislang angerichteten Schadens setzt Trump gegenüber China weiter auf Konfrontationskurs. Er hat Berichten zufolge das Finanzministerium angewiesen, Vorschriften zu formulieren, nach denen Firmen, die zu mehr als 25 Prozent in chinesischem Besitz sind, bestimmte Technologien nicht mehr kaufen dürfen. Ein weiterer Plan Trumps soll verhindern, das Firmen wichtige Technologien nach China exportieren. Abgesehen von den Zöllen auf Stahl und Aluminium hat Trump weitere Zölle auf chinesische Produkte mit einem Wert von insgesamt 350 Milliarden Dollar angekündigt, da chinesische Firmen angeblich US-amerikanische Technologie stehlen würden.

In China wird Trump als »kapriziös« bezeichnet. Denn das Land hat durchaus Entgegenkommen gezeigt, Trump aber nicht umstimmen können. Die US-Wirtschaft kann einem Handelskrieg aber wohl standhalten. Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Die Zölle führen aber offenbar auch zur Wiedereröffnung von Stahlwerken geführt. Anfang dieses Monats kündigte U.S. Steel Pläne an, ein Werk in St. Louis (Missouri) wiederzueröffnen und 300 Arbeiter einzustellen. Magnitude 7 Metals plant außerdem, 450 Mitarbeiter für eine Aluminiumhütte in Missouri einzustellen.

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