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- Bildung und Flüchtlinge
Mehr Realitätssinn
Jürgen Amendt über die Lehren aus dem nationalen Bildungsbericht
Die bereits länger vorhandenen Probleme im deutschen Bildungssystem haben sich infolge der Zuwanderung von Geflüchteten verschärft. Das ist eine Lesart des nationalen Bildungsberichts, die, so ist angesichts der derzeitigen Stimmung im Lande zu erwarten, Anhänger finden wird - und zwar von Rechts bis weit ins linke Spektrum hinein. Eine andere Lesart liefern die Verfasserinnen und Verfasser des Berichts. Der Berliner Bildungsforscher und Sprecher der Autorengruppe Kai Maaz spricht von einem »steigenden Handlungsbedarf«, der nicht nur durch Zuwanderung entstanden sei; auch die steigende Geburtenrate, die Inklusion, der Ausbau der Ganztagsschulen sowie die gestiegene Erwerbstätigkeit von Müttern erforderten einen Ausbau des Bildungssystems und mehr Investitionen.
Zudem beschränkt sich die Zuwanderung nicht nur auf Geflüchtete. 2017 stellten 186.000 Menschen einen Asylantrag. Im gleichen Jahr lag die Nettozuwanderung - also die Differenz aus Zu- und Wegzug - nach Deutschland aus EU-Ländern bei 439.000 Menschen, ein Anstieg von fast 60 Prozent gegenüber 2016. Deutschland mag sich gegen Flüchtlinge abschotten können, als EU-Land wird es das gegen andere EU-Bürger nicht tun können. Dieser Realität sollte sich die Politik (aller Parteien!) stellen - und im Bildungssystem die dafür notwendige Infrastruktur schaffen.
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