Die Bayern? Ja, auch die Bayern!
Einige Nachrichten aus der jüngsten und schon etwas älteren Vergangenheit: »US-Präsident Donald Trump hat die umstrittene Trennung von Einwandererfamilien an der Grenze zu Mexiko per Dekret beendet.« Das Vorgehen gegen Migranten an der Grenze werde aber »genauso hart, wenn nicht härter« sein, kündigte Trump am Mittwoch in Washington an: »Die Kinder sollen nun einfach zusammen mit ihren Eltern in Haft.« (dpa, 21. Juni)
»Der italienische Innenminister Matteo Salvini will die in Italien lebenden Angehörigen der Roma-Minderheit zählen lassen. Ein Zensus ermögliche die Ausweisung von Ausländern ohne gültigen Aufenthaltsstatus, sagte der Chef der fremdenfeindlichen Lega-Partei.« (AFP, 18. Juni)
»Wir müssen endlich unsere Grenzen wirksam sichern. Dazu gehört natürlich die Zurückweisung. Der Asyltourismus muss beendet werden. Deutschland darf nicht endlos auf Europa warten, sondern muss selbstständig handeln.« (Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in einem Tweet am 14. Juni)
»Die Bayern sind halt anders als wir, die können wir nie verstehen.« (Gespräch zweier Passantinnen in Berlin, kurz nach der Landtagswahl in Bayern 2013)
Wenn erst einmal der Gedanke der Ausgrenzung und Fremdifizierung bestimmter Gruppen in der Gesellschaft funktioniert, dann gibt es kein Halten mehr. Trump, Salvini und Söder müssen ihren Anhängern gar nicht mehr erklären, warum es moralisch falsch ist, Eltern von ihren Kindern zu trennen, warum das Sterben von Menschen im Mittelmeer eine Tragödie ist - und auch wir müssen nicht mehr darüber nachdenken, warum es falsch ist, alle Bayern in politische Haftung für die Politik der Regierungspartei zu nehmen. Dann haben die Anhänger von Trump, Salvini, Söder und auch wir längst diese Fragen beantwortet, weil die Trennung zwischen dem WIR und den ANDEREN längst vollzogen ist.
Es reicht nicht, sich damit zufriedenzugeben, dass in den USA Kinder nicht mehr von ihren Eltern getrennt, sondern mit ihnen zusammen eingesperrt werden. Es ist zu wenig, sich Hoffnung einzureden, weil der italienische Regierungschef Giuseppe Conte der Forderung seines Innenministers eine Absage erteilt hat. Und es ist wenig hilfreich, darauf zu bauen, dass der separatistische Gedanke in Deutschland und Europa von alleine verschwindet.
Wir, die wir einer selbst erdachten Mehrheit angehören, müssen uns klarmachen, dass die ANDEREN zu UNS gehören: die Roma und Sinti, die Geflüchteten - und auch die Bayern. jam Foto: fotolia
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.