Gewaltige Umverteilung
Simon Poelchau über die gestiegene Zahl der Nebenjobber wegen der explodierenden Mieten
Eigentlich könnten es derzeit schöne Zeiten für die Beschäftigten hierzulande sein. Dank Hochkonjunktur folgt ein hoher Tarifabschluss dem anderen. Dass soll bekanntlich den privaten Konsum ankurbeln. Konsum - das hört sich so schön nach prall gefüllten Einkaufstüten und nigelnagelneuem Auto an.
Doch leider trügt der Schein. Viele Angestellte können sich trotz Gehaltsplus nämlich nicht mehr leisten, sondern müssen sogar noch mehr arbeiten, um in ihrem Lebensstandard nicht abzurutschen. Schuld daran sind die explodierenden Mieten in den Großstädten. Dies ist nicht nur die These von einschlägigen Stadtsoziologen, sondern auch des Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele. Der Vorsitzende der Nürnberger Bundesbehörde führt die steigende Zahl derjenigen, die einen Zweitjob haben, auf die immer höheren Mieten zurück. Denn was derzeit auf dem hiesigen Immobilienmarkt stattfindet, ist eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben. Wer ein paar Hunderttausend Euro übrig hat, kauft sich eine Wohnung, die er für immer mehr Geld vermieten kann. Wer diese Chance wegen fehlenden Kleingelds nicht hat, muss einen immer höheren Anteil seines Gehalts für das Wohnen ausgeben und es eben jenen geben, die eh schon mehr haben.
Und die Große Koalition? Sie schaut unterm Strich nur tatenlos zu.
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