Polizei verteidigt Einsatz
»Die Polizei ist auf einigen der am Boden liegenden Menschen herumgetreten«, sagt ein Augenzeuge, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er war bei der Räumung eines leerstehenden Ladens in der Reichenberger Straße 114 dabei, das am Pfingstsonntag im Rahmen der stadtweiten Aktion besetzen zu einem sozialen Zentrum erklärt worden war.
Seit dem Nachmittag war die Polizei vor Ort. Gegen 20:30 Uhr bildeten die Beamten eine Kette vor dem Haus. Nach nicht einmal zwei Minuten und ohne jegliche Ansage hätten Beamte begonnen, die Leute zu schlagen und wegzuzerren, berichten Augenzeugen, die ihre Namen nicht nennen wollen. »Wenn die Leute vom Lautsprecherwagen uns nicht gewarnt hätten, dass die Polizei sich gerade aufbaute, hätten wir das gar nicht mitbekommen«, sagt eine Person. Es soll Faustschläge gegen Köpfe gegeben haben. Eine weitere Person erzählt, ein Polizist habe ihr zwischen zwei Kollegen hindurch in den Bauch getreten. Etliche Menschen fielen in dem Gedränge um. Auf einer Seite des Angriffs habe die Polizei auch massiv Pfefferspray eingesetzt, wird berichtet.
Die Polizei stellt die Situation auf nd-Anfrage so dar: Die »rund 200-köpfige Personengruppe« habe »aktiv zur Behinderung der polizeilichen Maßnahmen aufgerufen«. Man habe verhindern wollen, dass das Hoftor geschlossen und so die Räumung erschwert worden wäre. Weiter heißt es: »Die Personenansammlung drängte in Richtung des Eingangsbereichs, versuchte das Tor zu schließen und die polizeilichen Maßnahmen durch Gewalttätigkeiten zu unterbinden.« Die Polizei räumt in ihrer schriftlichen Antwort implizit ein, dass sie die Menge nicht aufgefordert hatte, sich zu entfernen. Von Schlägen und Tritten seitens Polizisten ist der Polizeipressestelle nichts bekannt. Zwei Personen seien vorübergehend festgenommen und Strafermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet worden. »Weitere Verfahren wurden wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet«, so die Auskunft.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.