Ein Fahrzeug, das per App gerufen wird
Erster »digitaler Rufbus« der Bahn gestartet
Ein Bus ohne Fahrplan, der per App gerufen wird: Die Deutsche Bahn hat ihren bundesweit ersten »digitalen Rufbus« am Donnerstag in Wittlich (Rheinland-Pfalz) in Betrieb genommen. Der Kleinbus »Wittlich Shuttle« ergänze das bestehende Busangebot und mache Kunden unabhängiger von Plänen und Taktfrequenzen, sagte der Leiter Marketing und Geschäftsentwicklung der DB Regio Bus, Guido Verhoefen. Das Modell solle künftig auch in anderen Teilen Deutschlands an den Start gehen.
In Wittlich, einer Kreisstadt mit rund 20 000 Einwohnern, ist der Rufbus mit zwei Fahrzeugen zwischen 70 möglichen Haltestellen zeitlich und routenmäßig flexibel unterwegs. Angefordert werden kann er per App oder telefonisch - für Fahrten werktags zwischen 5 und 20 Uhr. Wer ihn nutzt, zahlt mit normalem Ticket einen Zuschlag von einem Euro.
Verhoefen sagte, über vergleichbare Angebote sei er mit zwei Kommunen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen im Gespräch. »Wir unterhalten uns auch mit kleineren Flughäfen, die ihren Kunden einen solchen Sammelservice anbieten wollen.« Denkbar sei »bestellter Verkehr« auch für Unternehmen, so im Werksverkehr - und zeitlich beschränkt bei Festivals. Verhoefen ging davon aus, dass es in jenen Bereichen noch »zwei, drei« Neuigkeiten in diesem Jahr geben wird. Weiterer möglicher Einsatz sei der Schülertransport.
Wittlichs Bürgermeister Joachim Rodenkirch betonte: »Wir haben bisher im Schnitt um die 500 Nutzer pro Monat gehabt. Da ist noch Luft nach oben.« Er sei zuversichtlich, dass es mehr Kunden werden, wenn das Angebot bekannter wird. »Ich sehe ein großes Potenzial für den ländlichen Rau, weil die Verkehrsströme in Richtung Stadt gehen: zum Einkaufen, zu Ärzten, zu Schulen.«
Das Angebot in Wittlich sei »ein weiterer Meilenstein für die Deutsche Bahn, On-Demand-Mobilität in den öffentlichen Verkehr zu integrieren«, sagte Verhoefen. Es wurde entwickelt von der neuen Bahn-Mobilitätsmarke Ioki, die im niederbayerischen Bad Birnbach auch einen selbstfahrenden Elektrobus auf die Straße gebracht hat.
»Weitere autonome Verkehre werden wir noch in Hamburg und in Berlin sehen«, kündigte Ioki-Geschäftsführer Michael Barillère-Scholz an. Auch beim »fahrerbasierten System« werde es noch dieses Jahr ein Modell in Hamburg geben, das in den ÖPNV integriert werde. »Außerdem sind wir mit ganz vielen weiteren Kommunen und Städten im Gespräch.« Erstmals werde Ioki 2018 auch international unterwegs sein - mit einem »fahrerbasierten System«, sagte Barillère-Scholz. Ioki arbeite mit allen Verkehrsbetreibern und Kommunen zusammen. »Unser Ziel ist: Wir wollen die erste und die letzte Meile schließen. Wir bringen die Menschen von A nach B, ohne ein eigenes Auto besitzen zu müssen.« In Wittlich würden die Kunden spätestens 15 Minuten nach der Bestellung abgeholt. Möglich werde das über eine technische Plattform. Erprobt werde in einem »Reallabor« in Frankfurt am Main: »Alles, was wir neu entwickeln, wird dort von bis zu 15 000 Mitarbeitern der Bahn mit 14 Fahrzeugen auf der Straße getestet«, sagte der Ioki-Chef. dpa/nd
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