Einstiges Luxus-Hotel »Astoria« vor dem Comeback

Verfall und Vandalismus setzten der Leipziger Herberge in den vergangenen Jahren zu

  • André Jahnke, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt das einstige Luxushotel »Astoria« in Leipzig ein trauriges Bild ab. Verfall und Vandalismus setzten dem Grandhotel zu - in einigen Jahren soll es nun im neuen Glanz erstrahlen und zahlungskräftigen Gästen die Tore öffnen. Das zwischen 1913 und 1915 errichtete Gebäude solle im Inneren komplett saniert werden, die historischen Elemente wie die Außenfassade und das ovale Treppenhaus aber erhalten bleiben, teilte der neue Eigentümer, Intown Property Management aus Berlin, nun in Leipzig mit.

»Der gute Standort sowie die lange und beeindruckende Geschichte des Hauses ermutigt uns, das Hotel Astoria mit Erfolg auf den Markt zu platzieren«, betonte Stefan Zander von der Eigentümergesellschaft. Derzeit werde mit zahlreichen Hotelbetreibern aus dem In- und Ausland verhandelt. Ausgewählt sei aber noch niemand.

Geplant ist ein Tagungs- und Konferenzhotel mit mindestens fünf Konferenzräumen, einem 800 Quadratmeter großen Bankettbereich und einem kleinen Spa-Bereich. »Es wird eine umfangreiche Renovierung und Rekonstruktion, aber das eigentliche Gebäude bleibt erhalten«, versprach Architekt Roland Wolff vom Berliner Planungsbüro.

Wann die ersten Gäste in die 250 Zimmer mit Viersterne-Plus-Niveau einziehen können, ist allerdings noch unklar. Laut Plan sollen die Bauarbeiten Ende des Jahres 2020 abgeschlossen sein. Das größte Problem, auch in finanziellen Hinsicht, ist laut Architekt Wolff der zweigeschossige Keller. Das aufgrund der Lage an einem ehemaligen Kanal immer wieder unter Wasser stehende zweite Untergeschoss soll verfüllt und geschlossen werden. »Diese Baumaßnahmen werden sicherlich 20 Prozent der Baukosten einnehmen«, betonte Wolff.

Der Investor wollte sich noch nicht zu den Gesamtkosten äußern. »Das ist erst in einigen Monaten möglich, wenn die kompletten Planungen abgeschlossen sind«, erläuterte Stefan Zander. Zwar ist der Bauantrag noch nicht genehmigt, die Innenarbeiten sollen aber sofort beginnen. »Nach derzeitigem Stand sind wir auf einem guten Weg, das Bauantragsverfahren zügig abschließen zu können«, sagte die Leiterin des Amtes für Bauordnung und Denkmalpflege, Kathrin Rödiger.

Das »Astoria« war 1915 mit mehr als 300 Zimmern als damals modernster und luxuriösester Bau der deutschen Hotellerie mit viel Pomp eröffnet worden. Nach Plänen von Architekt William Lossow (1852-1914), der auch geistiger Vater der Hauptbahnhöfe in Leipzig und Frankfurt am Main war, entstand es in einer Bauzeit von nur zwei Jahren.

Stars wie Adele Sandrock, Enrico Caruso oder Hans Albers logierten hier. Zu DDR-Zeiten wohnten dort während der Frühjahrs- und Herbstmessen SED-Größen wie Walter Ulbricht und Alexander Schalck-Golodkowski. Auch Louis Armstrong, Johannes Heesters oder Herbert von Karajan waren hier zu Gast.

Ende des Jahres 1996 wurde das imposante Bauwerk direkt neben dem Hauptbahnhof geschlossen. Seitdem war es dem Verfall und Vandalismus preisgegeben. Mehrmals wechselte der Besitzer, an die Sanierung des einst legendären Grandhotels wagte sich niemand. Nun wird mit Hochdruck und Akribie an einem Comeback des legendären Grandhotels gearbeitet. dpa/nd

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