Flüchtlinge klagen gegen Italien

Unterstützung der Libyer mache Rom schuldig

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Flüchtlinge haben am Dienstag gemeinsam mit Hilfsorganisationen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Klage gegen Italien eingereicht. Rom sei durch seine Unterstützung der libyschen Küstenwache mitverantwortlich für ein Bootsunglück, bei dem im November 2017 20 Schutzsuchende ertrunken waren, so die Klageschrift. 17 Überlebende des Vorfalls werfen der libyschen Küstenwache vor, dass sie damals die Rettung von 130 Geflüchteten durch die Hilfsorganisation »Sea Watch« behindert habe. Die Libyer hätten während des Einsatzes auf die Schutzsuchenden eingeschlagen, Panik verbreitet, und versucht, sie zurück nach Libyen zu bringen.

Aus Sicht der klagenden Migranten verstößt Italien mit seiner Unterstützung der libyschen Küstenwache gegen mehrere Artikel der Europäische Menschenrechtskonvention. Bei der Zusammenarbeit zwischen Rom, Brüssel und Tripolis gehe es darum, Flüchtlinge an einer Überfahrt nach Europa zu hindern. Diejenigen, die nach Libyen zurückgeführt werden, seien Folter, Sklaverei und Vergewaltigung ausgesetzt.

Die Bundesregierung erklärte auf eine Anfrage der Linksfraktion, dass die libysche Küstenwache seit Sommer 2017 rund 30 000 Flüchtlinge auf See aufgenommen und nach Libyen gebracht hat. Laut Berlin sei bei den Besatzungen eine »deutliche Professionalisierung« zu beobachten. Der LINKEN-Abgeordnete Andrej Hunko wies diese Aussage als »blanken Zynismus« zurück. »Es handelt sich um eine Truppe von Piraten, die für die Europäische Union Türsteherdienste verrichtet.«

Fünf Helfer humanitärer Organisationen sind derweil jüngst von einem griechischen Gericht freigesprochen worden. Den drei Spaniern und zwei Dänen hatte die Staatsanwaltschaft vorgeworfen, im Januar 2016 Menschenschmuggel begangen zu haben. Die Feuerwehrmänner waren als Flüchtlingshelfer nach Lesbos gefahren, als dort Tausende Migranten versuchten, von der Türkei nach Griechenland zu gelangen. Die Freigesprochenen erklärten nach dem Urteil: »Wir stehen heute im Fokus, doch das wahre Problem ist, dass immer noch Menschen im Meer ertrinken.«

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -