Mit dem Sonnenstand nimmt der Vandalismus zu

Mecklenburg-Vorpommern: Müllberge nach Stadtfesten und Grillpartys belasten die Umwelt und die örtlichen Kassen

  • Lesedauer: 3 Min.

Rostock. Mit dem Frühling zieht es die Menschen hinaus ins Freie. Dazu gehört für viele auch das abendliche Picknick und Grillen in Parks, an Gewässern oder anderen Brennpunkten des öffentlichen Lebens. Solche Hotspots sind in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise die Strände, der Stadthafen in Rostock, die Schwimmende Wiese am Rande des Schweriner Schlossgartens oder auch der Museumshafen in Greifswald. «Generell gehört es offensichtlich bei einigen Zeitgenossen zum Lebensstil, Abfälle im öffentlichen Raum einfach fallen zu lassen», beklagt die Sprecherin von Greifswald, Bärbel Lenuck, stellvertretend für ihre Kollegen der anderen Städte in Mecklenburg-Vorpommern. Das beginne bei den Zigarettenkippen und endet bei Einkaufswagen, mit denen Partyzutaten bis zum Grillplatz gefahren wurden, die später dann irgendwo in der Landschaft entsorgt werden.

Ein Verhalten, das für die Expertin der Umweltschutzorganisation BUND, Susanna Knotz, schwer verständlich ist. Denn es sei allgemein bekannt, dass der achtlos weggeworfene Müll kaum verrottet und auch große Teile davon im Meer landet, mit den teils verheerenden Folgen für Fauna und Flora. Besondere Probleme sind die großen Feste wie die Hanse Sail, bei denen viele Tonnen an Müll entstehen. Oberstes Ziel - und das auch für die kleine Privatparty - müsse es sein, von den Plastikbechern und -bestecken wegzukommen. Am Strand gelte es, Zigarettenkippen nicht einfach in den Sand zu drücken, sondern mitzunehmen. «Eine Kippe kann einen Kubikmeter Wasser vergiften», betont Knotz.

Neubrandenburg hat sich auf das vermehrte Müllaufkommen eingestellt und an allen Hotspots ausreichend Möglichkeiten geschaffen, den Müll zu entsorgen. Trotzdem nehmen manche Feiernde das Angebot nicht an und lassen ihren Müll einfach liegen. Sehr zum Ärger von Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos). «Wer mit solchen Schätzen wie dem Kulturpark, der Seeterrasse und dem Belvedere so achtlos umgeht, scheint offenbar keine gute Kinderstube zu haben. Solche Rücksichtslosigkeit zeugt von wenig Heimatliebe. Ich finde das verachtenswert.» Die Stadt Schwerin appelliert immer wieder, mitgebrachte Verpackungen und Müll nach Picknicks in Grünanlagen wieder einzusammeln und im mitgebrachten Müllsack mitzunehmen. «Leider nimmt mit dem Sonnenstand auch der Vandalismus zu», sagt Sprecherin Michaela Christen. Die Müllmengen vervierfachen sich in der Hochsaison auf bis zu 240 Liter täglich.« Der kommunale Ordnungsdienst sei regelmäßig unterwegs und gebe Hinweise und drohe notfalls auch Konsequenzen an.

Bei dem Thema hat man es jedoch mit einer Gratwanderung zu tun, wie sich auch in Rostock zeigt. »Aus Sicht der Stadt ist es erwünscht, dass der Stadthafen von allen Menschen zur Freizeitgestaltung genutzt wird, aber unter der Maßgabe der gegenseitigen Rücksichtnahme und dass der Abfall entsorgt wird«, hieß es. Daher sei der Hafenvogt auch zu späterer Stunde unterwegs, um die Menschen an ihre Verantwortung zu erinnern. Gleichzeitig stellte Sprecher Urich Kunze klar: »Bei Verunreinigungen von Flächen handelt es sich um Ordnungswidrigkeiten, die mit einer Geldbuße belegt werden.« dpa/nd

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