• Kultur
  • Rassismus bei den Simpsons?

Apu bleibt Apu

Personalie: Ein US-Bürger wie jeder andere?

  • Lee Wiegand
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Meisten werden schon an der Aussprache seines Namens scheitern, nur wenige werden sich Mühe geben, diese zu lernen. Den Vorteil, den Apu Nahasapeemapetilon gegenüber vielen Migrantinnen nicht-europäischer Herkunft besitzt, welche tagtäglich (zu Recht!) von der falschen Aussprache ihrer Namen und der Weigerung weißer Herrenmenschen, sich überhaupt Mühe zu geben, genervt sind: Als fiktive Figur in der Comic-Serie »Die Simpsons« kann es ihm relativ egal sein.

Apu ist US-Bürger indischer Herkunft. So haben es sich seine Schöpfer ausgedacht, um aus ihm ein Klischee machen zu können. Er hat einen Doktortitel, trotzdem ist er dazu verdammt, im Supermarkt zu arbeiten. Er muss als Hindu herhalten und vegan leben, eine Hindu heiraten und acht Kinder bekommen.

Comedian Hari Kondabolu nennt die Darstellung von Südasiatinnen und anderen Minderheiten bei den Simpsons rassistisch. In »The Problem With Apu« (2017) dokumentiert er, was die Serie falsch macht. Hank Azaria zum Beispiel, der Apu im Original seine Stimme leiht, sei »ein Weißer, der einen Weißen nachmacht, der sich über meinen Vater lustig macht«.

Nun nahmen die Simpsons auf die Kritik Bezug. In einer Szene liest Marge ihrer Tochter aus einem alten Buch vor und lässt rassistische Passagen aus. Lisa bemerkt dazu: »Etwas, das vor Jahrzehnten noch bejubelt wurde, ist jetzt politisch inkorrekt. Was soll man machen?« Marge reagiert lediglich mit einem Schulterzucken. So einfach wollen sich die Serienmacher aus der Affäre ziehen.

Kondabolu ist enttäuscht. Er war ein Fan der Serie; dass seine wohlwollende Kritik so leichtfertig abgetan wurde, stimmt ihn nachdenklich: »Die Antwort der Simpsons ist ein Seitenhieb auf das, was viele von uns als Fortschritt verstehen.« Apu wird wohl Apu bleiben, eine Debatte hat er aber losgetreten und man kann hoffen, dass sich hier etwas zum Guten verändert. Kondabolu gratulierte den Simpsons derweil zur letzten Relevanz, »bevor sie nach 30 Jahren in der Bedeutungslosigkeit verschwinden«.

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