Wo es stinkt und Schimmel blüht
Mecklenburg-Vorpommern: Erhebliche Hygienemängel an zahlreichen Schulen festgestellt
»Hier stinkt’s wie auf ’nem Bahnhofsklo« war noch vor Jahren ein geflügeltes Wort, um Unmut über üble Gerüche loszuwerden. Mittlerweile aber finden Zugreisende auf ihren Stationen zumeist recht saubere Erleichterungsstätten vor. Der altvertraute Stinke-Spruch lässt sich heutzutage eher auf Schultoiletten anwenden. So etwa in Mecklenburg-Vorpommern, wo Gesundheitsämter im vergangenen Jahr die hygienischen Zustände in 129 allgemein- und berufsbildenden Schulen kontrollierten und in 93 von ihnen teils erhebliche Mängel feststellen mussten.
Bekannt wurden diese Zahlen jetzt durch die Antwort der SPD/CDU-Landesregierung auf eine Anfrage der LINKEN-Fraktionschefin im Landtag, Simone Oldenburg. »Nur jede fünfte Schule ist untersucht worden«, bedauert sie. Von den Berufsschulen sei es jede zweite gewesen. Doch auch diese Überprüfung hat deutlich gemacht, welch dringender Sanierungsbedarf offensichtlich besteht.
Es sind nicht allein schmuddelige, übel riechende Klos, die den Prüfern aufgefallen sind, sondern auch gesundheitsgefährdende Mängel. Schimmelpilzbefall beispielsweise in einer Schulsporthalle und in einer Dusche. Und auch Legionellen - diese nicht zu unterschätzenden Bakterien können Krankheiten bis hin zu einer schweren Lungenentzündung verursachen. In den betroffenen Schulen wurden die bedrohlichen Erreger inzwischen durch gezielte Spülungen beseitigt.
Aus dem Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit hat Simone Oldenburg eine Auflistung bekommen, aus der hervorgeht, in welchen Städten und Landkreisen wie viele Schulen untersucht und welche Mängel dort registriert worden sind. So hat beispielsweise in Rostock keine der 19 überprüften Schulen den Hygienetest bestanden. Es werde dort zu wenig gelüftet, die Toiletten seien schmutzig, auch gebe es »Schädlingsbefall«, so lässt sich das schlechte Zeugnis für den Bereich der Hansestadt zusammenfassen. Allerdings: Welche Art von Schädlingen aufgespürt wurde, verschweigt das ministerielle Schreiben.
Von kaputten Tischen im Biologieraum über schlechte Reinigung der Sanitärbereiche, unsaubere Wischmops und verkalkte Wasserhähne bis hin zum defekten Handwaschmittelspender reicht das umfangreiche Register der Hygienesünden in Mecklenburg-Vorpommerns Schulen.
Unangenehm aufgefallen war es den Mitarbeitern der Gesundheitsämter auch, dass Lehrer und Schüler an manchen Schulen Seife zum Händewaschen von zu Hause mitbringen mussten und dass eine Schulküche auch vom örtlichen Sportverein mit benutzt wurde. Allein Schwerin kommt ohne Beanstandung davon - aber dort wurde 2017 auch nur eine einzige allgemeinbildende Schule kontrolliert.
Bauliche Mängel, so stellte LINKE-Fraktionschefin Oldenburg fest, begünstigen derartige Mängel im Bereich der Hygiene. Der schlechte Zustand so manches Schulgebäudes macht auch dem Landeselternrat Sorgen. Er fordert deshalb höhere Investitionen in diesem Bereich. Auch mehr Reinigungspersonal möge sich um die Sauberkeit in den Schulen kümmern, wünschen sich Mütter und Väter.
Womöglich bringt das 100 Millionen Euro starke Schulbau- und Sanierungsprogramm Abhilfe, das Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) im September 2017 angekündigt hatte. »Wir wollen, dass unsere Kinder in den Schulen beste Bedingungen vorfinden«, sagte die Regierungschefin seinerzeit. Und dazu dürften auch Toiletten gehören, die sich gut sauber halten lassen und nicht mehr als Vergleich für irgendwelche Stinkbuden herhalten müssen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.