Worauf die Personaler achten

Rund um die Bewerbung

  • Lesedauer: 2 Min.

Noten, EDV-Kenntnisse und Praktikumserfahrung sind für Personalleiter die wichtigsten Merkmale bei der Entscheidung, ob sie einen Bewerber zum Gespräch einladen oder nicht.

Allerdings unterscheidet sich die Gewichtung dieser Merkmale je nach Profil der Bewerber und der Personaler, wie Forscher des Ifo-Instituts in einer Studie herausfanden. Bei Realschülern stehen Mathenote und Computerfähigkeiten ganz oben, bei Hochschulabsolventen eher Praktika.

Tipps fürs Bewerbungsgespräch

1. Unerlässlich ist es, sich über das Internetportal über den potenziellen Arbeitgeber genauer zu informieren. Nützlich ist, über Suchmaschinen oder spezielle News-Suchen aktuelle Informationen zu recherchieren.

2. Aktiv zuhören, aber über 50 Prozent selbst reden. Denn im Vorstellungsgespräch möchte der Arbeitgeber etwas erfahren und nicht die ganze Zeit selbst reden müssen. Allerdings sollte man nicht das Gespräch an sich reißen. Auf die Fragen des Gegenübers eingehen und ihnen nicht etwa ausweichen.

3. Hat man Lücken im Lebenslauf, sollte man dafür eine Begründung haben und ehrlich die Gründe nennen. Gleiches gilt für ein langes Studium. Hat man »nebenbei« ehrenamtliche Tätigkeiten ausgeübt, kann das positiv bewertet werden.

4. Sehr gut ist es, wenn man das Interesse an dem konkret angebotenen Job einfließen lassen und die eigenen Qualifikationen mit dem geforderten Leistungsprofil des Arbeitgebers verbinden kann. Denn es sollte erkennbar werden, dass man sich gerade für diesen Job interessiert.

5. Meist unzulässige Fragen sind solche nach Vermögensverhältnissen, Austritts- oder Kündigungsgrund im vorherigen Job, Heirat, Kinderwunsch, Schwangerschaft, Parteizugehörigkeit, Mitgliedschaft in Vereinen und Verbänden, Gewerkschafts- oder Religionszugehörigkeit.

6. In der Regel schneidet der Arbeitgeber das Thema Gehaltsvorstellungen an. Man sollte sich daher vor dem Gespräch umhören, wie das branchenübliche Gehaltsniveau ist und auf Nachfrage einen Jahresbrutto-Gehaltsrahmen (zum Beispiel 35 000 bis 45 000 Euro Jahresgehalt) in den Raum stellen.

7. Meist wird gegen Ende des Gesprächs dem Bewerber Gelegenheit gegeben, eigene Fragen zu stellen. Dieses Angebot sollte man nutzen. Die eine oder andere eigene Frage sollte man sich daher für den Schluss aufbewahren. Es kann deshalb hilfreich sein, sich während des Gesprächs Notizen zu machen. nd

Für die Studie legte das Wirtschaftsforschungsinstitut knapp 580 Personalleitern deutscher Unternehmen je zwei erfundene Lebensläufe vor, um zu sehen, wie sie entscheiden, wer zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird und wer nicht. Anschließend befragten die Forscher die Personaler nach den für sie wichtigsten Merkmalen von Bewerbern.

Die Ergebnisse aus der Befragung und dem Experiment passten laut Studie zueinander. Demnach halten 80 Prozent der Personaler bei Lehrstellenbewerbern mit Realschulabschluss die Mathe- und Deutschnote für wichtig. Von der allgemeinen Abschlussnote sagen dies 67 Prozent. Mit 86 Prozent waren Computerkenntnisse über Microsoft Office hinaus wie etwa Programmierkenntnisse für Internetseiten ebenfalls sehr positiv gesehen.

Im Experiment sehr stark belohnt wurde soziales Ehrenamt. Es verbesserte die Chance auf eine Einladung so viel wie eine um zwei Notenstufen bessere Abschlussnote.

Doch es machte auch Unterschiede, ob sich ein Mann oder eine Frau bewarben: Bei Frauen waren EDV-Kenntnisse wichtiger als bei Männern. Männer, die innerhalb ihres Schuljahrgangs früher geboren waren, hatten einen Vorteil gegenüber jüngeren Männern.

Bei Hochschulabsolventen, die sich auf eine Festanstellung bewarben, wurden Abschlussnote, EDV-Kenntnisse, Sprachen und Praktika von mehr als 80 Prozent der Personaler als wichtig erachtet. Dabei wurden von den Personalern Soziales Engagement, Computerfähigkeiten und Englisch aber offenbar als normal vorausgesetzt. Eine zweite Fremdsprache wie Spanisch oder Französisch zahlte sich im Experiment nur bei Bewerberinnen aus. Ein Praktikum über fünf Monate zahlte sich bei beiden Geschlechtern aus.

Im Gegensatz zur Hochschulnote legten nur 47 Prozent der Befragten Wert auf die Abinote. Wichtiger war da schon ein Mannschaftssport, der nach der Interpretation der Studienautoren im Gegensatz zu allgemeinem sozialen Engagement mehr über »echte« soziale Fähigkeiten aussagt.

Schließlich kam es neben den Lebensläufen der Bewerber auch darauf an, wer diese beurteilte. Ältere Personalleiter und Geschäftsführer legten bei Lehrstellenbewerbern weniger Gewicht auf die Note und mehr auf IT-Kenntnisse, soziale Fähigkeiten und ein längeres Praktikum. Bei Hochschulabsolventen wurde in größeren Firmen mehr Wert auf die Abschlussnote gelegt, was laut Autoren an einem eher standardisierten Bewerbungsprozess liegen könnte. AFP/nd

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