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Sind Linksradikale am Stromausfall in Charlottenburg schuld?
»Vulkangruppe NetzHerrschaft zerreißen« bekennt sich im Internet dazu, eine »große Menge Kabel« angezündet zu haben
Berlin. Ein größerer Stromausfall in Berlin-Charlottenburg ist mutmaßlich auf einen Brandanschlag zurückzuführen. Im Netz bekannte sich am Montag eine Gruppe mit dem Namen »Vulkangruppe NetzHerrschaft zerreißen« dazu, eine »große Menge Kabel« angezündet und »gezielt Kabel durchtrennt« zu haben. Dadurch sollten etwa das Militär, die Flugbereitschaft der Bundesregierung, der Flughafen Tegel und mehrere Großkonzerne, welche die Starkstromkabel nutzen, geschädigt werden.
In ihrer Erklärung geben die mutmaßlichen Täter verschiedene Motive für den Brandanschlag an. Einerseits warnen die Saboteure vor einer Totalität der aktuellen technologischen Entwicklung, die in eine »modernisierte Form der Faschisierung« münden könnte. »Wir sind Zeitzeug_innen der Entstehung einer globalen gesellschaftlichen Totalität der Kontrolle, Überwachung und Steuerung, der Vermessung, Markierung und Ausgrenzung.«
Auch ein Bezug zum Einmarsch türkischer Truppen in Afrin wird hergestellt: »Deutsche Waffen und türkisches Militär raus aus Efrin! Die Verantwortlichen des Krieges in Efrin sitzen auch in Deutschland. Sie sind zu finden.« Die Echtheit des Bekennerschreibens ist derzeit noch unklar.
Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz nahm Ermittlungen auf, wie ein Sprecher sagte. Über die genaue Ursache für den Brand könne noch nichts gesagt werden.
In Berlin verüben immer wieder linksradikale Gruppen Brandanschläge - zuletzt im Juni 2017, knapp drei Wochen vor dem G20-Gipfel in Hamburg, als in mehreren Bundesländern an 13 Stellen Feuer in Bahnanlagen gelegt wurde.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) verurteilte die Tat: »Anschläge auf die Infrastruktur, wie zum Beispiel das Stromnetz, treffen alle. Das ist kein dummer Scherz, denn das kann Leben gefährden. Wer wissentlich das Leben von zum Beispiel Patienten
in Krankenhäusern gefährdet oder riskiert, dass es im Straßenverkehr Unfälle gibt, der muss konsequent bestraft werden.«
Seit den Mittagsstunden waren im Norden Charlottenburgs 6500 Haushalte und 400 Gewerbekunden ohne Strom. »Wir rechnen damit, dass die betroffenen Haushalte bis mindestens ein Uhr am Dienstag vom Strom sind«, sagte Olaf Weidner, Pressesprecher von Stromnetz Berlin.
Unter einer Brücke waren acht 10.000-Volt-Kabel zerstört worden. »Wir haben um 12.53 Uhr einen Alarm bekommen, dass es einen Kabelbrand gibt«, sagte ein Feuerwehrsprecher am Montag. Die Reparatur der Kabel dürfte einige Zeit dauern, sagte Weidner. Um die Kabel unter der Brücke reparieren zu können, müsse diese an beiden Seiten geöffnet werden. Das brauche Zeit. Normalerweise könnten Ausfälle durch Umschaltungen binnen 90 Minuten behoben werden. »Hier sind aber auch die Reservekabel betroffen gewesen«, sagte Weidner. Agenturen/nd
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