Fair heißt nicht America first

Martin Ling über Unfairness als Prinzip des Welthandels

US-Präsident Donald Trump hat ein Problem richtig erkannt: Die anhaltenden Handels- und Leistungsbilanzdefizite der USA untergraben sukzessive die Stellung des Landes als größte Wirtschaft auf dem Globus und schwächen die Weltwährung Dollar, die seit der notgedrungenen Aufgabe des Fixkurssystems 1973 im säkularen Abwertungstrend begriffen ist.

Seine Argumentation in Bezug auf die Defizite ist nur noch in Teilen richtig: Er wirft vor allem China unfairen Handel vor. Richtig ist, dass China seine Währung Renminbi strategisch durch Devisenmarktinterventionen unterbewertet hält, um chinesische Güter auf dem Weltmarkt billiger und damit konkurrenzfähiger zu machen - ein Konzept, das auch den Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland in der Nachkriegszeit begründete und das bis zur Euro-Einführung mit Erfolg praktiziert wurde. Seitdem verläuft das deutsche Dumping über die Lohnstückkosten zulasten des Restes der Eurozone und des Restes der Welt.

Trump beklagt unfairen Handel dort, wo es den USA an Wettbewerbsfähigkeit mangelt, dort wo sie ihn wie im Agrarsektor mit Subventionen selbst praktizieren, verliert er kein Wort darüber, ihm geht es nicht um fairen Handel, sondern um »America first«. Mit fairem Handel hat die Weltwirtschaftsordnung nichts zu tun. Erfolg haben die, denen es gelingt, ihre eigenen Handelsbilanzüberschüsse zu maximieren. Fairer Handel wird ohne eine faire Weltwirtschaftsordnung immer ein Nischendasein fristen.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.