Vergesst die Mutigen nicht!

Nelli Tügel über den Verkauf der Doğan-Mediengruppe an den Unternehmer Erdogan Demirören

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein der AKP-Regierung ergebener Konzern plant, die größte Mediengruppe der Türkei zu kaufen. Die Nachricht ist skandalös, auch wenn einige im Westen mit den Schultern zucken mögen, nach dem Motto: Tja nun, Pressefreiheit gibt’s dort sowieso nicht mehr. Das ist ein Irrtum, auf den auch die verbliebenen regierungskritischen Blätter wie »Evrensel«, »Cumhuriyet« oder »BirGün« immer wieder hinweisen. Sie sagen: Wenn ihr die Pressefreiheit schon für tot erklärt, dann vergesst ihr uns! Wir aber machen unsere Arbeit - unter widrigsten Umständen. Die Doğan-Gruppe gehört freilich schon länger nicht mehr zu denen, die der Regierung mit kritischem Journalismus das Leben schwer machen. Zeitungen wie die auflagenstarke »Hürriyet« oder Sender wie CNN-Türk haben sich dem Druck Erdoğans in den vergangenen Jahren zu oft ergeben und beispielsweise in Ungnade gefallene Reporter entlassen.

Nun aber sollen sie direkt unter der Kontrolle der Regierung stehen - insgesamt täten dies dann 90 Prozent der türkischen Medien. Der Doğan-Deal ist weder das Ende der Pressefreiheit in der Türkei, noch ist es der Anfang einer Entwicklung, die diese immer weiter erdrückt. Er ist ein weiterer Schritt zur Autokratisierung - allerdings ein ziemlich großer.

Umso wichtiger, diejenigen, die weiter mit Herzblut und einer gehörigen Portion Mut freie Medien produzieren, zu unterstützen. Sie halten die Fahne der Pressefreiheit hoch. Auch wenn der Wind, der ihnen entgegenschlägt, eisiger kaum sein könnte.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.