Müller folgt auf Müller

Roland Bunzenthal über den CSU-Überlebenskünstler

  • Roland Bunzenthal
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt Bewegung im Berliner Ämter-Roulette. Horst Seehofer (CSUperminister) hat sich selbst zum Internisten der neuen Regierung gekürt. Zuständig ist er für den Dreiklang aus Infrastrukturausbau, Heimatpflege und innerer Sicherheit. Tatsächlich gebührt jedoch der Titel CSUperminister einem anderen - dem alten und neuen Entwicklungsminister Gerd Müller. Abgesehen von der Unionskollegin Ursula von der Leyen verteidigte nur er erfolgreich seine bisherige Kabinettsfunktion und bleibt oberster humanitärer Helfer der Armen und Entrechteten.

Nimmt man nur einmal die zu Beschützenden in den wichtigsten zwölf Flüchtlingsherkunftsländern, ist die Zielgruppe Müllers zehnmal so groß wie die Seehofers. Während dieser für 82 Millionen hierzulande lebende Menschen mit und ohne Heimat zuständig ist, kann Müller auf rund 800 Millionen betroffene, potenziell heimatlose Opfer von Krieg und Unterdrückung blicken. Auch für sie ist ebenfalls ein Aufgabenpaket aus Infrastruktur, Heimatpflege und innerer Sicherheit vonnöten. Nur verfügt Müller über ungleich weniger Mittel.

Wenigstens in der Außendarstellung kann Bundesentwickler Müller auf die Mitarbeit des Kollegen zurückgreifen: Um, wie häufig versprochen, das UN-Ziel von 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für die Notleidenden im Süden zu erreichen, kann Müller jetzt für seine Erfolgsstatistik auf die Ausgaben der Bundesregierung für Geflüchtete in Deutschland zurückgreifen und damit das Soll an geleisteter Entwicklungshilfe locker erreichen.

Zu den Erfolgsfaktoren Müllers gehört auch seine intime Kenntnis der in Bayern üblichen Stammesrituale im politischen Überlebenskampf. Als katholischer Schwabe hat er die langjährige Dominanz der für den Ämterproporz der CSU bislang erforderlichen evangelischen Franken erstmals durchbrochen.

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