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Viele Stellen noch frei

Sachsens Wachpolizei fehlen die Bewerber

  • Lesedauer: 2 Min.

Dresden. Zwei Jahre nach dem Start der Wachpolizei in Sachsen sind immer noch nicht alle vorgesehenen Stellen besetzt. Nach Angaben des Innenministeriums in Dresden versehen in den fünf sächsischen Polizeidirektionen aktuell 400 Wachpolizisten ihren Dienst. Damit ist das 2016 begonnene Projekt weiter in Verzug - ursprünglich waren 550 Stellen bis Mitte 2017 geplant. Gegenwärtig würden in Bautzen 50 Anwärter zu Wachpolizisten ausgebildet, sagte eine Sprecherin der für die Ausbildung zuständigen Bereitschaftspolizei Sachsen.

Knapp 300 Wachpolizisten sind demnach in Dresden, Leipzig und Chemnitz im Einsatz. Das übrige Viertel verteilt sich auf die Standorte Zwickau und Görlitz. Zuletzt ist das Interesse an der dreimonatigen Ausbildung noch einmal stark zurückgegangen. Bewarben sich für den ersten Kurs mit 50 Plätzen noch knapp 2400 Frauen und Männer, waren es zuletzt nur noch 375 Bewerbungen. Vor einem Jahr waren es noch 985 Bewerber.

Wachpolizisten helfen etwa beim Schutz von Unterkünften für Flüchtlinge oder Asylbewerber, jüdischer und muslimischer Einrichtungen. Sie sichern Festnahmen oder Gefangenentransporte mit ab oder bewachen gefährdete Objekte von Behörden - jedoch immer im Beisein eines regulär ausgebildeten Polizisten.

Bis Anfang März machten zwar 617 Frauen und Männer einen Abschluss als Wachpolizisten, aber nicht alle traten dann auch den Dienst an. Zudem wechselten im November 2017 die ersten 182 Wachpolizisten in die um sechs auf 24 Monate verkürzte reguläre Ausbildung für den Polizeivollzugsdienst. Andere wiederum arbeiten aus verschiedenen Gründen nicht mehr als Wachpolizist oder entschieden sich für ein Studium bei der sächsischen Polizei, wie die Sprecherin erläuterte.

Beim Sichern gefährdeter Einrichtungen wie beispielsweise des US-Generalkonsulats in Leipzig bedeuteten die Wachpolizisten eine Entlastung ihrer regulären Kollegen, sagt Cathleen Martin, sächsische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft. »Aber die Fläche decken wir damit nicht ab, für den Bürger ist das nicht spürbar.« Doch den Einsatz von Wachpolizisten im Streifendienst hält Martin aufgrund der kurzen Ausbildungszeit für keine gute Idee. So seien die Kollegen im Strafrecht nicht fit genug. Die einzige Lösung: mehr reguläres Personal.

Aktuell kommt Sachsens Polizei auf rund 11 000 Mitarbeiter. Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen warnt vor einer Ausweitung der Aufgaben für die Wachpolizei. »Die dreimonatige Schnellausbildung mit Schusswaffe ist und bleibt ein Sicherheitsrisiko auf zwei Beinen«, sagte Valentin Lippmann. dpa/nd

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