Kupfer gegen den Klimawandel
Weltmarktführer Aurubis legt glänzende Zahlen vor - nicht allen Aktionären gefällt das
Deutschlands exportorientierte Wirtschaft ist bekannt für seine »Hidden Champions«, für seine versteckten Weltmarkführer. Einer davon ist Aurubis. Außerhalb seiner Branche ist die Kupferraffinerie nur wenigen bekannt. Und selbst in Hamburg, wo im Stammwerk 2000 Beschäftigte arbeiten und die Verwaltung sitzt, spielt die »Affi« hinter Hafen, Philipps und Airbus nur in der Zweiten Liga. Dabei hat Aurubis »eine glänzende Zukunft« vor sich, versprach Vorstandsvorsitzender Jürgen Schachler am Donnerstag auf der Hauptversammlung im Stadtteil Wilhelmsburg vor schätzungsweise 500 Aktionären.
Die börsennotierte Aktiengesellschaft produziert vor allem hochkonzentriertes Kupfer, sogenannte Kathoden. In Europa sieht Schachler Aurubis als »klaren Marktführer« und auch weltweit ist das Unternehmen ihm zufolge die Nummer eins unter einem Dutzend Konkurrenten. Im Geschäftsjahr 2016/17 erzielte Aurubis mit einem Umsatz von mehr als elf Milliarden Euro ein Rekordergebnis. Und auch das neue Geschäftsjahr lief »gut« an, berichtete der Konzernchef.
Kupfer ist eines der am meisten gehandelten Industriemetalle. Der überwiegende Teil fließt in die Elektro- und Bauindustrie. Chile ist laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) das größte Förderland, gefolgt von China und Peru. Die Bundesrepublik ist nach der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten drittgrößter Verbraucher von Raffinadekupfer.
Sorgen bereitet Schachler ausgerechnet China. Zwar ist dessen Industrie ein wichtiger Kunde. Aber: »Die Volksrepublik ist bestrebt, den eigenen Bedarf aus eigener Kraft zu decken«, so der Manager. China baut daher seine eigenen Hüttenkapazitäten weiter aus.
Aurubis steuert gegen diese Entwicklung an. Um seine »Vision 2025« Wirklichkeit werden zu lassen, sollen die Beschäftigten effizienter arbeiten. Zudem verkauft man in Hamburg ein Drittel des Konzern mit etwa 2000 Beschäftigten an die Wieland Werke in Ulm, um sich ganz auf die Kernkompetenz, das Schmelzen und Raffinieren von Kupfer, zu konzentrieren. Außerdem sollen andere Industrierohstoffe, die quasi nebenbei anfallen, besser vermarktet werden.
Schachler sieht seinen Konzern als Nutznießer von Digitalisierung, Energiewende und E-Auto. »Zukunft wird aus Metallen gemacht«, sagt er. Ein Optimismus, den die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in Hannover teilt. »Die meisten Zukunftstechnologien sind ohne Kupfer nicht denkbar«, heißt es in einer DERA-Studie.
Damit rechnen auch Aktionsvereinigungen. Die renditeorientierte Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger lobten das »gute Ergebnis« - und kritisierten den bescheidenen Dividendenvorschlag von 1,45 Euro pro Aktie. Was den Abertausenden Kleinaktionären von Aurubis eine Rendite von immerhin 2,1 Prozent beschert.
Da Aurubis nur ein Viertel des bilanzierten Gewinns an seine Eigentümer ausschüttet - »Ankeraktionär« ist die Salzgitter AG, verfügt Schachler über »viel Cash«, um Unternehmen zuzukaufen. Bis dahin bleibe seine Strategie »nebulös«, kritisierte SDK-Sprecher Markus Neumann.
Unzufrieden zeigten sich ebenfalls die »Kritischen Aktionäre«. Zwar berief sich auch Aurubis-Chef Schachler in seinem Rechenschaftsbericht zu den neuen UN-Nachhaltigkeitszielen. Doch Aktionär Christian Russau vom Dachverband der kritischen Aktionäre in Köln fehlt der Glaube. Er attestierte dem Konzern am Donnerstag »eine sehr schwache Nachhaltigkeit«. So übernehme Aurubis keine Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte in der globalen Lieferkette. Das »Konzeptwerk Neue Ökonomie« aus Leipzig zeigte sich - obwohl selbst nominiert - irritiert über die finanzielle Beteiligung Aurubis an einem Umweltpreis der Wochenzeitung »Die Zeit«. Die Einbindung des Unternehmens in den Preis »verwässere die Diskussionen über Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft«. Das sieht man bei Aurubis anders und verweist auf den 76-seitigen Umweltbericht.
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