Flüchtlingsrat gegen Massenunterkünfte
Potsdam. Der Flüchtlingsrat Brandenburg fordert die Abschaffung von Massenunterkünften für Flüchtlinge in Brandenburg. In Gemeinschaftsunterkünften wie der Erstaufnahmefiliale in Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) hätten Menschen kaum Rückzugsmöglichkeiten und seien häufig extremen Alltagssituationen, Enge und Stress ausgesetzt, kritisierte der Flüchtlingsrat am Montag. Zudem schließen Erstaufnahmelager die Menschen nach Ansicht des Flüchtlingsrats gezielt aus dem gesellschaftlichen Zusammenleben aus. In den Einrichtungen gebe es keinen regulären Unterricht und die Bewegungsfreiheit der Menschen sei eingeschränkt, hieß es weiter. Zudem gebe es Arbeitsverbote, eine nur minimale Gesundheitsversorgung und stark eingeschränkten Zugang zu Beratungs- und Hilfestrukturen. Im Januar und Februar war es in der Flüchtlingsunterkunft in Doberlug-Kirchhain mehrfach zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern gekommen. Das Heim, eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt, liegt auf einem alten Kasernengelände.
In der vergangenen Woche hatte sich Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) vor Ort mit Stadtverwaltung, Polizei und Deutschem Roten Kreuz getroffen, um über die Vorfälle zu sprechen. Schröter hatte eine Verstärkung von Polizei und Sicherheitsdienst angekündigt.
Doch dies sei mehr als fragwürdig, da es zu weiterem Stress und Angst führen werde, kritisierte nun der Flüchtlingsrat. »Es ist zynisch und unmenschlich, Menschen monate- und jahrelang auf engstem Raum zentral in abgelegenen Kasernen unterzubringen und dann die Auswirkungen dieser Zwangsunterbringung als Anlass zu nehmen, die Freiheiten und Handlungsmöglichkeiten der Betroffenen noch weiter einzuschränken«, sagte Lotta Schwedler vom Flüchtlingsrat. epd/nd
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