Abgang mit Hut

Australiens Vize-Premier stürzt über Affären-Serie

  • Subel Bhandari, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

In einem blieb sich Barnaby Joyce treu. Seinen Hut behielt Australiens stellvertretender Premierminister auch auf, als er am Freitag seinen Rücktritt bekannt gab. Anzug, weißes Hemd, Krawatte wie andere Politiker auch, dazu aber einen der breitkrempigen Akubra-Hüte, wie sie hier die Farmer tragen: Das war das Markenzeichen des National-Party-Chefs, der sich als Provinzler inszenierte, als Familienvater, ganz nah dran an seinen Wählern. Zum Verhängnis wurde dem 50-Jährigen eine ganze Serie von Affären aus seinem Privatleben. Unter dem Hashtag barnabybaby berichtete die australische Presse seit Tagen genüsslich über die Folgen einer Beziehung zu seiner bisherigen Medienberaterin Vikki Campion (33). Die beiden erwarten jetzt auch ein Kind. Nach und nach erfuhr man dann auch noch, dass sich Vize-Premier und Geliebte schon länger eine Wohnung teilten, für die ein reicher Gönner die Miete übernahm. Zudem gab es Ärger um eine Reisekosten-Abrechnung. Diese Woche kamen Vorwürfe wegen sexueller Belästigung hinzu, die eine andere Frau gegen Joyce erhob. Das war dann zu viel, auch wenn er alle Vorwürfe zurückwies.

Am Montag wird Joyce neben seinem Regierungsamt auch den Vorsitz der National Party niederlegen, die in Australien zusammen mit der liberalen Partei von Premierminister Malcolm Turnbull die Mitte-Rechts-Koalition bildet. Das Bündnis hat im Parlament allerdings nur eine hauchdünne Mehrheit von einer einzigen Stimme. Turnbull, der gerade zu Besuch in Washington ist, versicherte aus der Ferne, die Koalition werde »unvermindert« weiterarbeiten. Trotzdem bedeutet der Abgang seines Vize natürlich eine Belastung. Joyce hatte die Regierung bereits vergangenes Jahr in Schwierigkeiten gebracht, weil er verschwiegen hatte, dass er auch die neuseeländische Staatsbürgerschaft besitzt. Wegen der doppelten Staatsbürgerschaft musste er auf seinen Parlamentssitz verzichten, so dass die Koalition vorübergehend keine Mehrheit mehr hatte. In der fälligen Nachwahl eroberte er sich das Mandat aber wieder zurück. Den Sitz darf er nun selbstverständlich behalten. Künftig wird der Mann mit Hut allerdings auf den hinteren Bänken zu finden sein. dpa/nd

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