Der dunkle Lord
Personalie
Die öffentliche Aufmerksamkeit mochte Martin Selmayr bislang nicht so sehr. Und das hatte seinen Grund. Als Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zog er im Hintergrund die Strippen. Kaum ein zentrales Politikfeld der EU, in dem der Mann aus Bonn nicht seine Finger im Spiel hatte: Vom digitalen Binnenmarkt über Währungsfragen bis hin zur Quotenregelung für die Aufnahme von Geflüchteten in den EU-Mitgliedsländern reichte das Spektrum. Selmayr habe die »politische EU-Kommission« erfunden, heißt es.
Der heute 47-Jährige hat sich in der Brüsseler Hierarchie hochgedient. Als promovierter Jurist war er zunächst für die Europäische Zentralbank, später beim Internationalen Währungsfonds in Washington tätig. Seine politischen Sporen verdiente er sich ab 2001 in der Brüsseler Dependance der Bertelsmann AG, die gemeinhin als Kaderschmiede für Europa-Lobbyisten gilt.
Nachdem er den gefürchteten »Concours«, das Auswahlverfahren für EU-Beamte, über- und bestanden hatte, zog er ins Berlaymont am Brüsseler Place Schuman und diente der damaligen Vizepräsidentin der Kommission, Viviane Reding, als Sprecher. Juncker wurde auf ihn aufmerksam und machte den Juristen 2014 zu seinem Wahlkampfmanager um den EU-Chefposten - und dankte es Selmayr nach dem Sieg über Martin Schulz mit dem Posten in seinem Vorzimmer.
Einer größeren Öffentlichkeit wurde Selmayr durch die Austrittsgespräche der EU mit dem Vereinigten Königreich bekannt. Nicht als Brexit-Verhandler, sondern als derjenige, der brisante Details aus internen Runden durchgestochen haben soll, um die Position der britischen Regierungschefin May zu schwächen.
Nun wird Selmayr endgültig ins Licht treten. Juncker kündigte am Mittwoch an, dass sein Kabinettschef ab März als Generalsekretär der EU-Kommission arbeiten wird. »Das Generalsekretariat sorgt für reibungslose und wirksame Arbeitsabläufe und gibt die strategische Ausrichtung vor«, erklärt die Kommission. Die Stellenbeschreibung passt auf Martin Selmayr.
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