Inhaber überschätzen oft Wert ihrer Firma

Brandenburgs Unternehmen sind klein, viele Chefs alt

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Brandenburgs Unternehmer haben zumeist falsche Vorstellungen vom Verkaufswert ihrer Firmen. Wie Uwe Borges vom Vorstand der Mittelbrandenburgischen Sparkasse am Montag beim Wirtschaftsforum in Potsdam sagte, bewerten die meisten ihr Geschäft deutlich zu hoch. Der Verkaufserlös liege oft niedriger. Brandenburg sei das Land der kleinteiligen Wirtschaft, und je kleiner ein Unternehmen, desto mehr hänge sein Wert von der Persönlichkeit des Firmeninhabers ab. Doch wenn der Chef verkauft, gehen sein guter Ruf und seine Kontakte nicht in die Wertermittlung ein. So komme es zu der Diskrepanz zwischen Vorstellung und Wirklichkeit.

Als Problem bei der Unternehmensnachfolge kommt laut Borges hinzu, dass die Unternehmer das vor sich herschieben und viel zu spät beginnen, sich darüber Gedanken zu machen. Empfehlenswert sei aber, sich schon fünf bis sieben Jahre vorher ernsthaft damit zu befassen. Keineswegs sei eine Übergabe innerhalb der Familie leicht zu bewerkstelligen. Borges sprach von einzukalkulierenden Spannungen zwischen Mutter und Tochter, zwischen Vater und Sohn.

Besonderes Gewicht habe dies alles auch deshalb, weil die Unternehmer in Ostdeutschland überdurchschnittlich alt seien. Im Bereich der Industrie- und Handelskammer Potsdam seien rund 20 000 Firmenchefs älter als 56 Jahre, das seien stattliche 27 Prozent, erläuterte Borges. Als zunehmendes Hemmnis erweise sich die Nachwuchsgewinnung. Industrie und öffentlicher Dienst bieten gut bezahlte Tätigkeiten an, so dass junge Menschen vielfach den Schritt in die Selbstständigkeit und eine Existenz mit Risiken scheuen und sich stattdessen lieber eine Beschäftigung suchen, bei der neben der fest umrissenen Tätigkeit Zeit für ein ausgefülltes Familienleben bleibt.

Was brandenburgische Unternehmer sonst noch vernachlässigen? Nur rund zehn Prozent der Mittelständler in Berlin und Brandenburg pflegen Geschäftsbeziehungen ins Ausland. Nur in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ist dieser Anteil noch geringer. In Baden-Württemberg machen 32,4 Prozent der Mittelständler Geschäfte mit dem Ausland, im deutschen Durchschnitt sind es 23,8 Prozent.

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