Stundenpläne entrümpeln
MEINE SICHT: Andreas Fritsche hält Schulwochen mit 35 Stunden für eine gute Idee
Kinder und Jugendliche müssen lernen. Sie müssen auch lernen, dass die Schule vorgeht und beispielsweise das intensive Training in zwei verschiedenen Sportarten oder das Engagement in einem Naturschutzverein notfalls etwas beschnitten werden muss, obwohl es gesund beziehungsweise nützlich ist. Die Forderung, Bildung zugunsten von Freizeitbeschäftigungen einzuschränken, klingt im ersten Moment frech und unverantwortlich.
Auf der anderen Seite lernen Kinder und Jugendliche im Vereinsleben auch eine Menge wichtiger Dinge - im Idealfall beispielsweise Respekt und Verantwortung, Pünktlichkeit und Selbstständigkeit, Toleranz und Fairness.
Außerdem wissen wir, dass Staaten wie Finnland bei Leistungsvergleichen trotz deutlich weniger Stunden und weniger Hausaufgaben besser abschneiden als Deutschland. Klar ist auch, dass die Aufnahmefähigkeit in der achten Schulstunde längst erschöpft ist. Es bringt kaum etwas, den Schülern im Eilverfahren enormes Faktenwissen einzutrichtern, das sie nicht verstehen und bald vergessen. Lieber weniger Schulstoff, der dann aber auch sitzt. Lieber mehr Unterstützung darin, sich benötigtes Wissen im späteren Leben allein anzueignen. Das wäre effektiver.
Nebenbei bemerkt wäre es unter Umständen finanziell sogar günstiger. Der Staat müsste weniger Lehrer beschäftigen. Besser wäre es allerdings, die Zahl der Lehrer zu halten, die Klassen zu verkleinern und damit die Möglichkeiten der individuellen Förderung zu verbessern. Unter dem Strich gibt es also lauter gute Argumente, die Stundenpläne endlich zu entrümpeln.
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