Schwester und Helferin

Personalie

  • Finn Mayer-Kuckuk
  • Lesedauer: 2 Min.

Familienbande sind enorm wichtig in Nordkorea, wo schon in dritter Generation die Familie Kim absolut regiert. Dementsprechend einflussreich ist die erst 30-jährige Kim Yo Jong, Schwester von Machthaber Kim Jong Un, die nun als erstes Familienmitglied der Kims seit der Teilung Südkorea besucht. Im vergangenen Jahr rückte sie ins Politbüro auf, womit ihre Stellung formal abgesichert ist. In den drei Jahren davor haben offizielle Bilder sie vor allem dabei gezeigt, ihrem großen Bruder mit einem Notizbuch in der Hand überallhin zu folgen und seine wichtigen Worte niederzuschreiben.

Nicht allen Verwandten Kim Jong Uns ist es gut ergangen. Seinen Bruder, Onkel und seine Tante hat er beseitigen lassen, weil er in ihnen eine Gefahr für seine Macht sah. Die Schwester gilt jedoch als seine wichtigste Stütze. Sie hat die gleiche Mutter wie er, was sie gegenüber zahlreichen Halbgeschwistern heraushebt. Sie soll - wie ihr Bruder - auf einem Internat in der Schweiz in die Schule gegangen sein.

Nach dem plötzliche Ableben der Tante hatte sie deren Funktionen übernommen und war zumindest zeitweise Vizedirektorin der Abteilung für Propaganda. Ihre Aufgabe war es, das Image ihres Bruders zu festigen. Er sollte als dynamischer Führer erscheinen. Überläufern zufolge gilt sie als ausgeglichen und freundlich, die USA haben Kim Yo Jong dennoch auf eine schwarze Liste von Menschenrechtsverbrechern gesetzt.

Die südkoreanische Regierung spielte die Bedeutung des Besuchs Kim Yo Jongs zuerst herunter, am Donnerstag wurde aber bekannt, dass Präsident Moon Jae In sich am Samstag mit Kim treffen will. Spekulationen, ob Kim auch mit den Vertreten der USA zusammen treffen wird, gibt es auch, schließlich kommen Vizepräsident Mike Pence und die Präsidententochter Ivanka Trump ebenfalls nach Pyeongchang. Dass es aber auf der Ehrentribüne zu einem bemerkenswerten Stück Diplomatie kommt, wird aus Nordkorea dementiert: Man habe nie um einen Dialog mit den USA gebettelt.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -