Keine Drei-Klassen-Medizin
Simon Poelchau über die geplante Liberalisierung der Telemedizin
Viel wird über den Nutzen geredet, den die Digitalisierung bringen kann. Der Ausschuss der Bundesärztekammer für Telemedizin will einen solchen Bereich entdeckt haben und spricht sich für eine Öffnung des Fernbehandlungsverbots aus, damit Ärzte künftig online behandeln können.
Der Vorschlag hört sich erst mal ganz vernünftig an. Schließlich gibt es vor allem auf dem Land immer weniger Ärzte. Dass man da nicht wegen jeder kleinen Erkältung eine Dreiviertelstunde zur Praxis fahren will, ist eigentlich verständlich. Immerhin wittern auch schon findige Startups eine Chance für gute Gewinne und in den USA ist der Internetriese Google bereits dick im Geschäft mit der Telemedizin. Doch spätestens bei der Frage des Arztes »Wo drückt’s denn?« sollten jedem Zweifel kommen, ob eine Diagnose via Videochat tatsächlich eine so gute Idee ist. Schließlich kann der Hausarzt im Chat nicht mal schnell den Bauch abtasten oder mit dem Stethoskop abhorchen, wie schlimm der Husten ist.
So entpuppt sich die Idee mit der Telemedizin vor allem als Versuch, aus einer Zwei-Klassen-Medizin eine Drei-Klassen-Medizin aus privat-, gesetzlich Versicherten und Telepatienten zu machen. Und das zu einem Zeitpunkt, da diskutiert wird, ob die Privilegien der Privatpatienten gegenüber den gesetzlichen nicht endlich abgeschafft gehören.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.