Offene Geheimnisse
Australiens Regierung verkaufte Schreibtische mit Schubladen voller Akten
Sydney. Zwei Schreibtische der australischen Regierung mit Schubladen voller brisanter Geheimdokumente sind bei einem Gebrauchtwarenhändler in Canberra gelandet. Die beiden Schreibtische seien für wenig Geld von einem Laden aufgekauft worden, der Möbel aus ehemaligen Regierungsbeständen im Sortiment hat, berichtete der australische Sender ABC am Mittwoch. Zu den verschlossenen Schreibtischschubladen seien keine Schlüssel mitgeliefert worden. Nach einigen Monaten sei aber jemand auf die Idee gekommen, die Schlösser aufzubohren.
In den Schubladen fanden sich laut ABC Dokumente aus etwa einem Jahrzehnt Regierungsarbeit, darunter als »streng geheim« oder als Verschlusssache eingestufte Berichte. In einem der Berichte war aufgeführt, dass der australischen Bundespolizei binnen fünf Jahren fast 400 Dokumente zur nationalen Sicherheit abhanden gekommen seien.
Ein weiterer in einem der Schreibtische gefundener Bericht schildert laut ABC, wie nach der Wahlniederlage der Labor-Partei 2013 im Büro eines hochrangigen Regierungsmitarbeiters 195 streng geheime Dokumente zurückgelassen worden seien. Zu den jetzt gefundenen Akten zählen den Angaben zufolge außerdem Verteidigungspläne für Armeeeinsätze im Nahen Osten und in Afghanistan, Einschätzungen zu Konflikten und Geheimdienstinformationen über Australiens Nachbarländer. Auch detaillierte politische Diskussionen in den Vorgängerregierungen unter Kevin Rudd, Tony Abbott und John Howard seien in den Schreibtischschubladen aufgetaucht.
In den vergangenen Tagen hatte ABC eine Reihe von Enthüllungsstorys veröffentlicht, ohne seine Quellen zu nennen. Als der Sender nun über die Dokumente in den ausrangierten Schreibtischschubladen berichtete, machte er keine Angaben dazu, wer die Dokumente gefunden hatte oder wie ABC an sie gekommen ist.
Premierminister Malcolm Turnbull hatte am Dienstag noch gewitzelt, die ABC-Reporter seien offenbar auf »die unterste Schublade von jemandem in Canberra« gestoßen. Am Mittwoch erklärte seine Regierung, sie habe in der Angelegenheit eine »dringliche Untersuchung« eingeleitet. AFP/nd
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