Dramatisches Finale

Federer gewinnt zum 20. Mal den Titel bei den Australian Open

  • Wolfgang Müller, Melbourne
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach seinem 20. Grand-Slam-Triumph und der tränenreichen Dankesrede auf dem Platz kündigte Roger Federer am Sonntag eine lange Partynacht an. »Es ist noch früh, wir haben noch sehr viel Zeit zu feiern und werden sicher sehr viel Spaß haben«, sagte der überwältigte Australian-Open-Champion nach einer weiteren historischen Bestmarke seiner einzigartigen Tennislaufbahn. Am Tag nach dem Premierentitel von Caroline Wozniacki krönte sich der 36-Jährige am Sonntag zum sechsten Mal zum Meister von Melbourne.

Mit 6:2, 6:7, 6:3, 3:6, 6:1 gewann Federer in seinem 30. Grand-Slam-Finale und in einer Neuauflage des Wimbledon-Endspiels vom vergangenen Jahr gegen den Kroaten Marin Cilic. Nach seinen Australientiteln 2004, 2006, 2007, 2010 und 2017 ist er nun mit Novak Djokovic und Roy Emerson Rekordsieger in Down Under. Doch Routine oder Gewohnheit sind auch für einen Seriensieger wie Federer solche Tage nicht. Völlig übermannt von seinen Emotionen stockte ihm die Stimme, die Tränen schossen in die Augen und kullerten ihm die Wangen hinab. »Das Märchen geht weiter, ein Traum ist wahr geworden«, sagte Federer.

Die selben Worte hatte Caroline Wozniacki gewählt, als ihr am Sonnabend nach einem 7:6, 3:6, 6:4 gegen Simona Halep der erste Grand-Slam-Titel ihrer bislang unvollendeten Karriere und die Rückkehr auf Platz eins der Weltrangliste gelungen waren. »Ein Traum ist wahr geworden«, sagte auch die 27 Jahre alte Dänin. Sie kündigte an, den Daphne Akhurst Memorial Cup der Siegerin mit nach Hause zu nehmen und mit der Trophäe kuscheln zu wollen.

Federer trug am Sonntagabend den Norman Brooks Challenge Cup über die Anlage im Melbourne Park, küsste die Trophäe, reckte sie vor den Fans in die Höhe, schleppte sie von Fernsehstudio zu Fernsehstudio und entschuldigte sich schmunzelnd für den »peinlichen« Auftritt. »Ich konnte nicht sprechen«, sagte er. »Es war schrecklich.«

Vor einem Jahr war er noch voller Ungewissheit und Selbstzweifel nach seiner Verletzungspause angereist und hatte mit dem Finalerfolg gegen Rafael Nadal sein wundersames Comeback eingeleitet. In Wimbledon gelang ihm der achte Erfolg auf dem »Heiligen Rasen«. Jetzt hat Federer als zweitältester Grand-Slam-Champion nach Ken Rosewall innerhalb von zwölf Monaten drei große Titel gewonnen. »Ich bin so glücklich, es ist unglaublich«, sagte Federer, als er um 22.54 Uhr Ortszeit erneut den Pokal in Empfang nehmen durfte.

Im fünften Satz wehrte er beim Stand von 0:1 zwei Breakbälle ab - und räumte hinterher ein, dass er bei einem 0:2-Rückstand nicht mehr an den Sieg geglaubt hätte. »Ich war so erleichtert, vielleicht ist es mir deshalb passiert«, sagte Federer über seine Ansprache, die nicht nur seine Frau Mirka, sondern auch unzählige Fans im Stadion zu eigenen Tränen rührte. Mit der »unglaublichen Zahl« 20, wie Federer die magische Marke genannt hatte, dringt er als erster männlicher Profi in eine erlesene Auswahl an Champions ein. 20 oder mehr Titel bei den vier großen Turnieren haben nur Margaret Court (24), Serena Williams (23) und Steffi Graf (22) geholt. Schon bald jedoch könnte Federer eine weitere Bestmarke aufstellen. In der Weltrangliste verkürzte er den Rückstand auf den derzeit führenden Rafael Nadal auf 155 Punkte. Schon Ende Februar könnte Federer als älteste Nummer eins in die Geschichte eingehen. Überraschen würde es niemanden mehr. dpa/nd

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