Comeback für Leipzigs »Astoria«
Seit 1996 verfällt das einstige Luxus-Hotel am Hauptbahnhof - jetzt scheint Rettung in Sicht
Seit mehr als zwei Jahrzehnten fristet das einstige Luxushotel »Astoria« in Leipzig ein jämmerliches Dasein. Das imposante Bauwerk direkt neben dem Hauptbahnhof wurde 1996 geschlossen. Seitdem war es dem Verfall preisgegeben. Mehrmals wechselte der Besitzer, an die Sanierung des einst legendären Grandhotels wagte sich niemand. Doch nun scheint Rettung in Sicht. Die Berliner Firma Intown Property Management hat das »Astoria« erworben und will es zu neuem Glanz führen, wie eine Unternehmenssprecherin sagte. Ein Bauantrag ist nach Angaben der Stadtverwaltung bereits bei den Behörden eingegangen und wird nun geprüft.
Projektdetails, etwa Kosten und Planungen zu dem unter Denkmalschutz stehenden Bau, wollen beide Seiten noch nicht nennen. Dies soll eines Tages auf einer gemeinsamen Pressekonferenz geschehen.
Das »Astoria« war 1915 mit mehr als 300 Zimmern als damals modernster und luxuriösester Bau der deutschen Hotellerie mit viel Pomp eröffnet worden. Nach Plänen von William Lossow (1854 bis 1914), der auch geistiger Vater der Hauptbahnhöfe in Leipzig und Frankfurt am Main war, entstand es in einer Bauzeit von nur zwei Jahren. Stars wie Adele Sandrock, Enrico Caruso oder Hans Albers logierten dort. Zu Frühjahrs- und Herbstmessen stiegen in DDR-Zeiten auch Walter Ulbricht und Alexander Schalck-Golodkowski im »Astoria« ab. Auch Louis Armstrong, Johannes Heesters oder Herbert von Karajan waren dort zu Gast.
Man sei sehr angetan von dem Projekt, sagt Volker Bremer, Geschäftsführer der Leipziger Tourismus und Marketing GmbH (LTM). Das Hotel gehöre schließlich zu den ältesten Grandhotels in Deutschland. Seine Wiedereröffnung könnte eine Bereicherung für Leipzig als Kultur- und Messestadt sein. In Leipzig ist den zurückliegenden Jahren eine Reihe von Hotels eröffnet worden. Doch Bremer sieht noch Luft nach oben. Derzeit gebe es 130 Beherbergungsstätten mit 16 675 Betten. »Eine Stadt wie Leipzig kann durchaus 20 000 Betten verkraften«, sagt Bremer. Er verweist auf stetig steigende Tourismuszahlen in der Stadt. Die genaue Statistik für das Jahr 2017 werde zwar erst im Februar vorliegen. Doch Hochrechnungen sähen die Marke von drei Millionen Übernachtungen schon übertroffen.
»Wir werden oft gefragt, was eigentlich aus dem Haus wird«, sagt der Sprecher von LTM, Andreas Schmidt. Viele Gäste der Stadt würden es noch aus früheren Zeiten kennen. Ihnen blute das Herz, wenn sie es in seinem jetzigen Zustand sähen. Ähnlich erging es zwei jungen Gastronomen, die sich über den Schandfleck mitten in der Stadt ärgerten und vor etwa zwei Jahren eine Initiative zur Wiederbelebung des »Astoria« gründeten. Damals war es eine Vision. »Wenn sie nun Wirklichkeit wird, haben wir unser Ziel erreicht«, sagt Johannes Fix, einer der Mitbegründer.
Die Mission der Initiative sieht Fix noch nicht ganz erfüllt. »Wir wollen in engen Kontakt mit den Betreibern treten und möglicherweise ein kleines Museum oder eine Ausstellung zur Geschichte in dem traditionsreichen Haus einrichten«, sagt er. dpa/nd
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